Mitgliederversammlung mit anschliessender Führung in der Bibliothèque publique et universitaire Neuchâtel

Nach dem offiziellen Teil kamen die Mitglieder und Besucherinnen & Besucher in den Genuss einer sehr spannenden Führung. Frau Anne-Lise Veya zeigte die ganzen Räumlichkeiten und gab Infos zu den historischen Hintergründen während Frau Martine Noirjean de Ceuninck auf den Espace Rousseau einging und eine erlesene Auswahl an Manuskripten präsentierte.

 

Frau Veya nahm uns mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. In einem Nebenraum der «grand hall» erzählte sie uns, dass sowohl die Errichtung des Gebäudes als auch der Bibliothek aus dem Vermögen von David de Pury stammt. Die aus heutiger Sicht umstrittene Erbschaft lastet auf dem Gebäude und es ist eine Herausforderung aus dieser Hinterlassenschaft, die eher einem Palast ähnelt, einen sympathischen Ort zu machen.

 

In ihren Anfängen war die Bibliothek nur gerade fünf Stunden in der Woche geöffnet. Der Lesesaal ist noch so vorhanden, wie einst. Heute wird er allerdings ganz vielseitig genutzt.

Er dient als Lernraum, als Ort, wo Manuskripte eingesehen werden können aber auch als Raum, wo Veranstaltungen wie zum Beispiel das Café littéraire durgeführt werden.

 

Nachdem uns Frau Veya durch die verwinkelten und schwer zugänglichen Galerien führte, ging es in den Keller. Der Tresorraum wurde in den 70er Jahren ergänzt und bewahrt die wertvollsten Dokumente auf. Da die Temperaturschwankungen sehr langsam zu- und abnehmen, brauchte es bis anhin keine weitere Regulierung.

Nach diesem informativen und eindrücklichen Rundgang ging es wieder ein paar Etagen hoch ans Tageslicht in den Espace Rousseau, der 2014 renoviert und neueröffnet wurde. Die Bibliothek verfügt über fast 1’000 Originalbriefe von Jean-Jacques Rousseau, rund 2’500 an ihn adressierte Briefe, sowie mehr als 250 Manuskripte. Bei der Erstellung des Espace Rousseau war es wichtig, Jean-Jacques Rousseau mit der Aktualität zu verbinden. Ein weiteres Ziel war, einen niederschwelligen Bereich zu schaffen, der immer offen und zugänglich ist und der einen Mix aus digital und nicht-digital darstellt. Eine Herausforderung war dabei das Erreichen der breiten Zielgruppe vom Kind bis zum Spezialisten. Die gewählte Themeneinteilung zeigt, dass Jean-Jacques Rousseau viele Rollen hatte: Der Schriftsteller, der Philosoph, der Mensch, der Musiker und der Botaniker. Er war vielmehr als «nur» ein Schriftsteller.

Frau Noirjean de Ceuninck erzählte uns, dass Rousseau nie am Schreibtisch schrieb. Vielmehr machte er sich im Gehen Notizen auf Zettel oder Spielkarten, die die Besucherinnen und Besucher begutachten können.

Im Salle Edouard Rott präsentierte uns Frau Noirjean de Ceuninck eine Auslese an Manuskripten, die sie sehr überlegt, mit Witz und viel Herzblut zusammengestellt hatte. Begonnen hat sie mit dem ältesten Buch der BPUN. Es stammt aus dem 9. Jahrhundert. Danach ging es weiter mit dem schönsten, dem kleinsten, dem meist beschädigten Buch und einem Alchemie-Buch, das bei einem Umbau einbetoniert in einer Wand gefunden wurde. Auch das zuletzt gekaufte Buch der BPUN lag vor. Weiter bekamen wir einen handgeschriebenen Brief von Isabelle de Charrière gezeigt. Aber auch Objekte und Ikonografien beheimatet die BPUN. Die ausgewählten Schätze brachten uns zum Staunen und wir hätten den Ausführungen von Frau Noirjean de Ceuninck noch lange zuhören können.

 

Der Rundgang war sehr eindrücklich und lehrreich und endete mit einem Apéro in der «grand hall». Die Besucher genossen den Ausklang im Austausch und Beisammensein.

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