Schimmelpilz auf Archiv- und Bibliotheksgut

Am 4. September 2019 fand unter der kompetenten Leitung von Friederike Nithack (Masterabsolventin an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Graphik Hildesheim) in der Schweizerischen Nationalbibliothek zum zweiten Mal das Seminar «Schimmelpilze auf Archiv- und Bibliotheksgut» statt. Das Interesse an diesem wichtigen Thema war gross.

Nach einer Begrüssung durch Cindy Winzenried von der SIGEGS Geschäftsstelle, führte Friederike Nithack in die biologischen Grundlagen des Schimmelpilzes ein. Sie unterbreitete die notwendigen Definitionen und es folgten Ausführungen zu Wachstumsbedingungen sowie Auslösern von Schimmelpilz. Anschliessend zeigte die Referentin das Gefährdungspotenzial von Schimmel für Material und Mensch auf und machte Ausführungen zum Arbeitsschutz.

Im Praxisteil zur Erkennung von Schimmel hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr zum Umgang damit zu erfahren. Konkret wurde etwa aufgezeigt, wie korrektes Desinfizieren und Einkleiden funktioniert. Das Engagement der Teilnehmenden in der Praxisrunde zeigte, dass Schimmelpilz ein Thema ist, das bewegt. Anhand von vielen Fotografien konnten die Kursteilnehmer darüber diskutieren, ob ein Objekt bereits von Schimmel befallen ist und in welcher Stufe.

Die Stimmung an der Veranstaltung war sehr gut und es blieb auch Zeit zum Schmunzeln: So fragte ein Herr in die Runde, ob er denn bei einer verschimmelten Marmelade weiterhin einfach den Schimmel abschaben und den Rest genüsslich verzehren könne – die Kursleiterin riet davon ab.


Im abschliessenden Theorieteil ging Frau Nithack auf die Behandlung von Schimmel und die Schimmelprävention ein.


Nach dem 1. Teil am Vortag fand am 5. September 2019 der 2. Teil des Seminars «Schimmelpilze auf Archiv- und Bibliotheksgut» unter der Leitung von Friederike Nithack statt. Die SIGEGS durfte in der Schweizerischen Nationalbibliothek sogar noch einige Teilnehmer mehr begrüssen als am Tag zuvor.


Im ersten Theorieteil referierte Frau Nithack über die wichtigsten Methoden, um Schimmel zu messen. Es wurde deutlich, dass je nach Fragestellung eine andere Methode geeignet ist. Die am weitesten verbreitete ATP/AMP-Messung eignet sich gut vor und nach einer Schimmelbehandlung. Sie ist relativ einfach anzuwenden, misst aber nicht Schimmel, sondern Zellenaktivität, welche nicht nur durch Schimmel verursacht wird. Ist man sich allerdings nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Schimmel handelt, braucht es ein Mikroskop zur Identifikation (z.B. Klebefilmpräparat).


Als die Teilnehmenden dann die Messmethoden praktisch anwendeten, zeigte sich, wie wichtig der Austausch unter den Experten ist – denn die Schwierigkeit bei den Tests liegt vor allem darin, die Ergebnisse zu interpretieren. Offizielle Schwellenwerte existieren nicht, nur Erfahrungswerte, jeder Fall muss einzeln beurteilt werden.


Danach wurde aufgezeigt, wie zentral das Klima für den Schimmel ist. Frau Nithack illustrierte die Wechselwirkungen von Temperatur und Feuchtigkeit und erklärte, wie durch intelligente Klimakontrolle (Stichwort Datenlogger) und Klimasteuerung der Entwicklung von Schimmel vorgebeugt werden kann. Ebenso wichtig für die Prävention ist eine gute Reinigung. 

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