Tea Time per zoom zu Besuch in der Burgerbibliothek Bern

Virtuell wurden die Besucherinnen und Besucher von Frau Claudia Engler (Direktorin), Frau Stephanie Gropp (Bereichsleiterin Grafische Sammlung, Fotoarchiv und Gemälde) und Frau Sabrina Kolesch (Restauratorin) auf einen Rundgang genommen.


Die Burgerbiblitohek Bern ist ihrem Namen entgegen keine Bibliothek, sondern ein Archiv, genauer gesagt, das Gemeindearchiv der Burgergemeinde Bern und ihrer Zünfte und Gesellschaften. Bekannt ist sie für ihre grosse Sammlung von Privatarchiven, von Nachlässen wie zum Beispiel von Jeremias Gotthelf oder Albrecht von Haller. Zudem hat sie eine bedeutende Grafiksammlung, eine der grössten Handschriftensammlungen der Schweiz und eine riesige Sammlung von Fotografien darunter auch rund 150 Daguerreotypien.


Die Burgerbibliothek verfügt über einen eigenen Online-Archivkatalog und ist der internationalen Plattform Daguerrobase angeschlossen. Externe können sich dank Filterfunktionen ein gutes Bild über die vorhandene Daguerreotypien Sammlung machen. Im Online-Archivkatalog kann man direkt eine Reproduktion bestellen, Einsicht in die hochaufgelösten Scans nehmen und vielfältige Verknüpfungen zu anderen Datensätzen im Onlinekatalog abrufen. Im Magazin im Untergeschoss bekamen die Besucher dann Originale zu Gesicht.


Die Daguerreotypie war in den 1840 Jahren ein ganz neues und spektakuläres Medium. Frau Kolesch zeigte uns im Film an einzelnen Beispielen, dass der Zustand der Daguerreotypien sehr unterschiedlich sein kann. Die Silberoberfläche der Daguerreotypie ist sehr empfindlich. Aus diesem Grund werden Daguerreotypien in Rahmen aufbewahrt. Da die historischen Rahmen nicht ganz luftdicht verschlossen sind, läuft das Silber trotzdem an. Beschleunigt wird dieser Prozess durch die nicht alterungsbeständigen Materialien der Rahmung, die bei ihrer Zersetzung Schwefel freisetzen. Auch die historischen Gläser stellen ein weiteres konservatorisches Problem dar. Sie sind nicht alterungsbeständig. Im Fotoarchiv bekamen die virtuellen Besucher typische Schäden an Daguerreotypien zu sehen (die Papierrändelungen sind defekt, Rahmen wurden von der Rückseite her geöffnet und nicht mehr richtig geschlossen, Fotoplatten sind nicht mehr im Rahmen fixiert und rutschen herum, Glasbruch oder Fotoplatten haben gar keine Rahmung mehr).


In der anschliessenden Diskussionsrunde standen uns von der Burgerbibliothek Bern Frau Gropp und Frau Engler Rede und Antwort. Die Art der Restaurierung und Konservierung war ein Thema, das zur Diskussion anregte. Je nach Zustand der erhaltenen Daguerreotypien wird entschieden, ob sie im Rahmen gelassen werden oder neu gerahmt werden müssen. Alle fünf Jahre wird kontrolliert, wie der aktuelle Zustand der gerahmten Daguerreotypien ist und aufgrund der fortschreitenden Glas- oder Silberkorrosion neu entschieden, ob sie weiterhin im Originalzustand aufbewahrt werden können oder nicht. Unter den Teilnehmenden wurde intensiv darüber diskutiert, was nun die beste Lösung sei. Es zeigte sich, dass die Separation vom Objekt (Entrahmung) beinahe ein emotionales Thema ist. Von verschiedener Seite her wurde darauf hingewiesen, dass Daguerreotypien auch von der Rahmung leben und dass bei der Trennung das Gesamtbild etwas verloren geht. Andererseits ist es konservatorisch gesehen manchmal ein notwendiger Schritt.


Als Archiv der Burgergemeinde pflegt man das enge Verhältnis zu den Familien, deren Sammlungen in der Burgerbibliothek gelagert werden. Die Familien wissen, dass sie ihre Objekte und Schätze jederzeit zur Erhaltung ins Archiv bringen können und so wächst die Sammlung der Burgerbibliothek weiter.


Die Burgerbibliothek hat uns sehr herzlich willkommen geheissen und lud alle ein, persönlich vorbeizugehen, die laufende Ausstellung zu bewundern oder in den Genuss von wieder stattfindenden Führungen zu kommen.

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