Aktuelle Veranstaltungen

Am Dienstag, 6. Juni 2023, um 13.30 bis 14.30 Uhr, laden wir Sie herzlich zu einer digitalen Tea Time in das Bischöfliche Archiv Chur (BAC) ein.

Das Bistum Chur umfasst die sieben Bistumskantone GR, SZ, UR, OW, NW, ZH, GL und bis 1997 das Fürstentum Liechtenstein. Die Aufgabe des Bischöflichen Archives Chur ist das Aufbewahren des Aktenbestands des seit 1816/19 neu umschriebenen Bistums Chur. Zudem ist das BAC ein wichtiger «Quellort» von Urkunden und Akten. Diese stammen aus dem alten rätischen Bistum Chur (451–1816) mit Teilen des Sarganserlandes, des Rheintals (bis und mit Rüthi), des südlichen Vorarlbergs (bis und mit Götzis) und des Vinschgaus, Burggrafenamtes (bis und mit der Stadt Meran) und des rechten Passeiertals.

Der seit 2004 im Amt stehende Diözesanarchivar, Dr. theol. Albert Fischer, führt uns insbesondere in das Historische Archiv und erzählt uns Interessantes und Wissenswertes zu Geschichte und Sanierung der Institution und ihres historischen Bestandes. Im Anschluss an den Film beantwortet er im Zoom-Gespräch gerne Ihre Fragen.

Bitte melden Sie sich bis am Freitag, 2. Juni 2023 per Mail info@sigegs.ch an. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme per zoom:

us06web.zoom.us/j/84869513113


Besuch des Roche-Archives

Wir freuen uns, Sie am Dienstag, 20.06.2023 zu einem Besuch ins Roche-Archiv einladen zu dürfen. Frau Svenja Egli, Fachfrau Information & Dokumentation, nimmt Sie mit auf eine Führung. Bitte entnehmen Sie die detaillierten Informationen der Einladung.


Gerne teilen wir Ihnen die folgenden Veranstaltungen zum Vormerken mit. Detaillierte Informationen erhalten Sie zu gegebener Zeit:

  • Dienstag, 20. Juni 2023, nachmittags, Besuch des Roche Archives, Basel
  • Dienstag, 5. September, nachmittags, SIGEGS-Mitgliederversammlung in der Zentralbibliothek Zürich
  • Freitag, 17. November 2023, ganzer Tag, Fortbildungsveranstaltung zum Thema: Übernahme von grossen Beständen – Herausforderungen und Lösungsansätze, Bern

Rückblick letzte Veranstaltungen

22.03.2023: Besuch des Klosters Mariastein

Jährlich zieht es ungefähr 250'000 verschiedenste Personen aus der ganzen Welt zum Pilgerort Mariastein. Am 22. März 2023 fand die SIGEGS Fortbildungsveranstaltung an diesem Kraftort statt.

Bei wunderschönem Wetter erwartete uns ein spannendes Programm mit abwechslungsreichen Referentinnen und Referenten. Vom Infozentrum aus nahm uns Herr Mariano Tschuor mit auf eine Führung über den Klosterplatz, zur Felsengrotte (Gnadenkapelle), zur Siebenschmerzen-Kapelle und in die Kirche.

Seit dem 17. Jahrhundert betreuen Benediktinermönche den Wallfahrtsort. Ausgehend von dem Ort des Fallwunders, an dem ein Knabe ins Tal gefallen und auf wundersame Weise unversehrt geblieben ist, wurde später von Osten nach Westen gebaut und es kamen immer mehr Gebäude hinzu. Auf dem langen Weg zur Gnadenkapelle konnten die Teilnehmenden die Stille geniessen. Die Felsengrotte ist nämlich auch ein Ort für Ruhe suchende Menschen. Von dort aus ging es anschliessend weiter in die Siebenschmerzen-Kapelle, wo wir das eindrucksstarke Mirakelbild bestaunen konnten.

Die Vorhalle der Klosterkirche wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, ist lichtdurchflutet und bildet eine schöne Atmosphäre. Die Wandmalerei der Kirche zeigt einerseits die Geschichte der Benediktiner in der Schweiz auf, anderseits im Gewölbe das Wunder von Mariastein. Herr Tschuor erzählte uns unter anderem, dass noch heute oft Gespräche mit einem Priestermönch verlangt werden, wenn auch nicht immer im Beichtstuhl. Täglich erreichen die Mönche viele Gebetsanliegen per Zettel oder Mail. Die Mönche beten sechsmal am Tag und schliessen dabei immer wieder die Anliegen der Menschen mit in ihr Gebet ein.

In der Bibliothek empfingen uns Frau Dr. Gabriella Hanke Knaus und Frau Kerstin Lau. Frau Hanke Knaus teilte ihr umfangreiches Wissen mit uns und erzählte uns, dass das Buch und somit das Lesen nebst dem Beten und Arbeiten im benediktinischen Leben eine wichtige Rolle spielt. Sie betonte, dass wir uns quasi im Wohnzimmer der Mönche aufhalten. 1874-1981 war die Geschichte des Exils des Mariasteiner Konvents und Bücherbestände wurden auseinandergerissen. Das Kloster Mariastein bekam aber als einziges Kloster der Schweiz seine Bestände zurück.

Man kann sich schwer vorstellen, dass in diesem wohnlich gestalteten Raum einst Chaos herrschte, Kisten herumstanden und Bücher nicht katalogisiert waren. Unter Einbezug der Mönche wurde während einem Jahr ein Sammlungskonzept erarbeitet und es fand ein Umbau der Bibliothek statt. Mit der Neugestaltung wurde das Ziel einer zum Verweilen einladenden Bibliothek erreicht. Der Vorstand der SIGEGS hatte im 2021 im Zuge seiner Weihnachtsspendenaktion beschlossen, das Vorhaben des Umbaus finanziell mit einem Spendenbeitrag zu unterstützen.

Während des Umbaus galt es 107'000 Objekte sicher auszulagern und wieder zurückzuführen. Einblicke in dieses eindrückliche Vorhaben der «Umzugslogistik und Rückführungskonzept mit Notfallplan» gaben uns Frau Barbara Mordasini Voser und Herr Giuliano Mordasini von docusave AG. Gemeinsam mit dem Bibliotheksteam nahmen sie die grosse Herausforderung in Angriff. Nach dem Umbau stand kein Buch mehr am selben Ort. Dank der Programmierung einer massgeschneiderten, barcodebasierten Anwendungssoftware zur Objekterfassung und -verfolgung schafften sie es, jedes Buch zu jeder Zeit lokalisieren zu können. Das Ganze wurde an das bestehende Katalogisierungssystem der Klosterbibliothek gekoppelt.

Wir durften auch ein paar von Frau Hanke Knaus ausgewählte Bücher bestaunen, darunter eine viersprachige Bibel, die 1747 gedruckt wurde. So breit wie das Interessengebiet der Mönche ist, so vielfältig sind auch die Trouvaillen in der Bibliothek. Sie reichen von Philosophie über Geschichte, Belletristik, Naturwissenschaft, Theologie bis hin zu Musiknoten. Entsprechend ist die Arbeit der umfangreichen historischen Buchbestände noch nicht abgeschlossen und das Katalogisieren geht weiter.

Schliesslich bekamen wir von Herrn Tschuor Einblicke ins Gesamtprojekt «Aufbruch ins Weite – Mariastein 2025». Die Idee des Projektes ist «den Ort neu zu denken und neu zu gestalten». Letztendlich geht es auch darum, Mariastein zu sichern und in die Zukunft zu führen. Mit dem Ziel ein sehr breites Publikum zu bedienen, wurden die Basisinfos zum Projekt in eindrückliche 30 Sprachen übersetzt. Bei Kaffee und Kuchen konnten sich die Teilnehmenden austauschen und die gesammelten Eindrücke Revue passieren lassen.

Fall Sie dem Kloster auch eine Unterstützung zukommen lassen möchten, damit die visionären Vorhaben umgesetzt werden können, wäre dies eine schöne Sache: Kloster Mariastein, Klosterplatz 2 4115 Mariastein. Spendenkonto: (Postfinance) CH13 0900 0000 4000 2800 9


30.11.2022: Besuch in der Zentralbibliothek Solothurn

Ende November lud die SIGEGS Interessierte zu einem Besuch in die Zentralbibliothek Solothurn ein. Ganz nach dem Motto «klein aber fein», kamen die Teilnehmenden in den Genuss eines interessanten Rundgangs.

Zu Beginn startete Herr Ian Holt, Leiter Sondersammlungen, mit ein paar Angaben über die Zentralbibliothek. Im Vergleich zu den kleineren Bibliotheken erscheint die Bibliothek gross, verglichen mit den grossen Bibliotheken ist sie aber eher klein. Ihre historischen Bestände gehören zu den bedeutenderen der Schweiz und besitzen überregionale Ausstrahlung. Neben mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften, Inkunabeln und alten Drucken umfassen sie auch Noten, Altkarten und verschiedene Bildmaterialien.

Auf die Frage, ob die historischen Bestände auch ausgestellt werden, erläuterte Herr Holt, dass dies inhouse nicht mehr möglich sei, dass aber in Zusammenarbeit mit Museen Ausstellungen der Werke stattfinden. Es wird viel Wert daraufgelegt, Bestände zu erschliessen, sie sichtbar zu machen und natürlich zu erhalten. Digitalisiert wird, was im Bestand der Bibliothek einmalig ist.

Die Zentralbibliothek Solothurn ist eine Open Library, was bedeutet, dass die Benutzerinnen und Benutzer die Möglichkeit haben, ausserhalb der Öffnungszeiten in der Bibliothek zu verweilen.

Danach bekamen die Teilnehmenden einen spannenden Einblick in das sehr ordentliche Tiefmagazin.

Herr Holt berichtete über verschiedene Bestände, deren Herkunft und die Aufbewahrung und hatte auch ein paar auserwählte Trouvaillen zur Veranschaulichung vorbereitet. Eine davon war ein Graduale aus dem Franziskanerorden, das von Beginn bis Ende in Gebrauch war. Herr Holt zeigt auf, dass nach und nach sogar die Kanten des Buches beschnitten wurden, um es handlicher zu machen. Zudem durften wir die Ruppel-Bibel, das erste Buch, das 1468 auf heutigem Schweizer Boden, in Basel, gedruckt wurde, begutachten. Auch ein Beispiel aus der Grafiksammlung, nämlich einen spätmittelalterlichen Holzschnitt, durften wir bestaunen.

Der Rundgang endete schliesslich in der Cafeteria in einer vertrauten Atmosphäre, wo sich die Teilnehmenden angeregt bei Kaffee und Kuchen austauschten und den Nachmittag gemütlich ausklingen liessen.


8./9.11.2022: Integrated Pest Management (IPM) Workshop Schwerpunkt Papierfischchen und andere Papierschädlinge

Anfangs November war es wieder soweit. Die SIGEGS empfing im Staatsarchiv Zürich Interessierte aus unterschiedlichsten Bereichen zum Workshop Integrated Pest Management (IPM) mit dem Schwerpunkt Papierfischchen und andere Papierschädlinge. Herr Dr. Pascal Querner, Biologe und auf integrierte Schädlingskontrolle und Bekämpfung spezialisiert, hatte ein spannendes Programm für die Teilnehmenden parat.

Zu Beginn ging Herr Querner auf das IPM Konzept ein, wobei es darum geht, präventiv zu arbeiten, Kontrollen/ Monitorings durchzuführen, beste Methode zur Bekämpfung einzusetzen und letztlich die IPM Strategie immer neu anzupassen. Er betonte, dass die Ressourcen möglichst in die Prävention gesteckt werden sollten. Die Bekämpfung soll eine Ausnahme bleiben. Im Hinblick auf das Vorgehen beim Monitoring lautete das Motto: Visuelle Kontrolle ist zwar aufwändig, lohnt sich aber – Fallen aufstellen, Kontrollen durchführen und Ergebnisse in einem Datenblatt erfassen. Auch den Austausch und Einbezug des Reinigungspersonal kann sinnvoll sein, damit Schädlinge nicht übersehen werden und einfach weggewischt werden.

Über den Tag verteilt, gab es immer wieder Übungsteile, in welchen die Teilnehmenden das Erlernte anwenden konnten.

Das Erkennen von Spuren der Schädlinge erwies sich nicht immer als so trivial. Bei der Bekämpfung mit Anoxia von kleinen Objekten packten die Teilnehmenden tatkräftig an, während bei einer weiteren Übung mittels Lupe und anhand von Präparaten die unterschiedlichsten Schädlinge bestimmt wurden.

Der zweite Tag startete mit einer Exkursion durch die Räumlichkeiten des Staatsarchivs des Kantons Zürich. Frau Ines Rauschenbach, Abteilungsleiterin Beständeerhaltung, öffnete uns die Tore, damit eine Standortanalyse durchgeführt werden konnte. Herr Querner thematisierte allgemeine Problemstellen bei Gebäuden und erteilte weitere Tipps für das Monitoring.

Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden anhand von mitgebrachten Original-Fallen die Möglichkeit, echte Materialschädlinge zu bestimmen, das Gelernte anzuwenden und letzte Fragen zu klären.

Mit einer Mischung aus enormem Wissen, hoher Fachkompetenz, einprägenden Beispielen und einer Prise Humor führte Herr Dr. Querner gekonnt durch die Fortbildungsveranstaltungstage und bot den Teilnehmenden mittels Inputreferaten und praktischen Übungen ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Programm.


20.09.2022: Tea Time per zoom zu Besuch in der Stiftung Historisches Erbe der SBB

Die Tea Time «zu Besuch in der Stiftung Historisches Erbe der SBB» fand grosses Interesse bei unseren Mitgliedern und Gästen.

Im Vorfeld wurde ein Film vor Ort in Windisch aufgenommen. Frau Anna Hagdorn (Leiterin Sammlung/Vermittlung) führte die Teilnehmenden informativ in die Vielfalt der Gesamtsammlung ein. Frau Andrea Kuratli (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektleitung Plakaterschliessung) zeigte uns an der Plakatwand einen Abriss über die Zeit der Plakate bei der SBB und ihren Vorgängerbahnen mit unterschiedlichsten Werbebotschaften für das In- und Ausland. Die Sammlung umfasst rund 8500 Plakate.

Danach bekamen wir Einblicke in das Projekt zur Erschliessung und Retrodigitalisierung. Es wurde 2019 gestartet und wird voraussichtlich 2023 abgeschlossen. Plakate werden dabei durchgeschaut, der Zustand wird erfasst und sie werden inventarisiert, digitalisiert und fachgerecht verpackt. Frau Kuratli und ihre Mitarbeiterin Frau Daniela Zurbrügg zeigten anschliessend die einzelnen Schritte an der speziell dafür aufgebauten Reprostation. Detailliert demonstrierten sie den gesamten Ablauf der Erfassung und gaben gekonnt Einblicke in die Sujet- und Formvielfalt. In der Diskussionsrunde betonte Frau Kuratli, dass sich die Investition in gutes Equipment (speziell in eine gute Kamera) beim Arbeiten auszahlt.

Die Plakate werden in Rollen gelagert. Pro Sujet kann es vorkommen, dass bis zu 30 Plakate vorhanden sind. Die zwei besterhaltenen Plakate werden für die Original- und die Doublettensammlung herausgesucht. Im Austausch wollte das SBB Historic Team von den Teilnehmenden wissen, was man mit den «überschüssigen» Plakaten machen könnte, da dies bis jetzt noch nicht definitiv entschieden wurde. Es stellte sich heraus, dass diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten ist. Verkaufen, weitergeben, verschenken, tauschen oder als PR-Zwecke nutzen? Bis zum Projektende kann das SBB Historic Team nun nach einer geeigneten Lösung suchen.


10.06.2022: Mitgliederversammlung mit anschliessender Führung in der Bibliothèque publique et universitaire Neuchâtel

Am 10. Juni 2022 fand in der Bibliothèque publique et universitaire (BPUN) in Neuchâtel die Mitgliederversammlung der SIGEGS statt. Nach dem offiziellen Teil kamen die Mitglieder und Besucherinnen & Besucher in den Genuss einer sehr spannenden Führung. Frau Anne-Lise Veya zeigte die ganzen Räumlichkeiten und gab Infos zu den historischen Hintergründen während Frau Martine Noirjean de Ceuninck auf den Espace Rousseau einging und eine erlesene Auswahl an Manuskripten präsentierte.

Frau Veya nahm uns mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. In einem Nebenraum der «grand hall» erzählte sie uns, dass sowohl die Errichtung des Gebäudes als auch der Bibliothek aus dem Vermögen von David de Pury stammt. Die aus heutiger Sicht umstrittene Erbschaft lastet auf dem Gebäude und es ist eine Herausforderung aus dieser Hinterlassenschaft, die eher einem Palast ähnelt, einen sympathischen Ort zu machen.

In ihren Anfängen war die Bibliothek nur gerade fünf Stunden in der Woche geöffnet. Der Lesesaal ist noch so vorhanden, wie einst. Heute wird er allerdings ganz vielseitig genutzt. Er dient als Lernraum, als Ort, wo Manuskripte eingesehen werden können aber auch als Raum, wo Veranstaltungen wie zum Beispiel das Café littéraire durgeführt werden.

Nachdem uns Frau Veya durch die verwinkelten und schwer zugänglichen Galerien führte, ging es in den Keller. Der Tresorraum wurde in den 70er Jahren ergänzt und bewahrt die wertvollsten Dokumente auf. Da die Temperaturschwankungen sehr langsam zu- und abnehmen, brauchte es bis anhin keine weitere Regulierung.

Nach diesem informativen und eindrücklichen Rundgang ging es wieder ein paar Etagen hoch ans Tageslicht in den Espace Rousseau, der 2014 renoviert und neueröffnet wurde. Die Bibliothek verfügt über fast 1'000 Originalbriefe von Jean-Jacques Rousseau, rund 2'500 an ihn adressierte Briefe, sowie mehr als 250 Manuskripte. Bei der Erstellung des Espace Rousseau war es wichtig, Jean-Jacques Rousseau mit der Aktualität zu verbinden. Ein weiteres Ziel war, einen niederschwelligen Bereich zu schaffen, der immer offen und zugänglich ist und der einen Mix aus digital und nicht-digital darstellt. Eine Herausforderung war dabei das Erreichen der breiten Zielgruppe vom Kind bis zum Spezialisten. Die gewählte Themeneinteilung zeigt, dass Jean-Jacques Rousseau viele Rollen hatte: Der Schriftsteller, der Philosoph, der Mensch, der Musiker und der Botaniker. Er war vielmehr als «nur» ein Schriftsteller.

Frau Noirjean de Ceuninck erzählte uns, dass Rousseau nie am Schreibtisch schrieb. Vielmehr machte er sich im Gehen Notizen auf Zettel oder Spielkarten, die die Besucherinnen und Besucher begutachten können.

Im Salle Edouard Rott präsentierte uns Frau Noirjean de Ceuninck eine Auslese an Manuskripten, die sie sehr überlegt, mit Witz und viel Herzblut zusammengestellt hatte. Begonnen hat sie mit dem ältesten Buch der BPUN. Es stammt aus dem 9. Jahrhundert. Danach ging es weiter mit dem schönsten, dem kleinsten, dem meist beschädigten Buch und einem Alchemie-Buch, das bei einem Umbau einbetoniert in einer Wand gefunden wurde. Auch das zuletzt gekaufte Buch der BPUN lag vor. Weiter bekamen wir einen handgeschriebenen Brief von Isabelle de Charrière gezeigt. Aber auch Objekte und Ikonografien beheimatet die BPUN. Die ausgewählten Schätze brachten uns zum Staunen und wir hätten den Ausführungen von Frau Noirjean de Ceuninck noch lange zuhören können.

Der Rundgang war sehr eindrücklich und lehrreich und endete mit einem Apéro in der «grand hall». Die Besucher genossen den Ausklang im Austausch und Beisammensein.


05.04.2022: Découverte de la Fondation Martin Bodmer

Seize membres de la SIGEGS, dont la présidente Cécile Vilas, se sont retrouvés le 5 avril au bout du lac de Genève pour y découvrir la Fondation Martin Bodmer et s’informer de son fonctionnement. La visite, organisée dans le cadre du programme de formation de l’association, s’est déroulée sous la conduite, compétente et teintée d’humour, du vice-directeur de l’institution, Nicolas Ducimetière.

Installée dans une belle propriété, la Fondation a été créée en 1971 par le collectionneur zurichois Martin Bodmer (1899-1971). Son activité s’articule autour du concept de littérature universelle (Weltliteratur). Développé par Goethe, ce concept entend conserver toutes sortes de textes fondamentaux de l’humanité et de tous âges. Martin Bodmer, qui fut aussi vice-président du Comité international de la Croix-Rouge, a laissé un héritage remarquable. La Fondation, qui est inscrite au registre «Mémoire du monde» de l’UNESCO, compte plus de 150’000 documents: papyrus, manuscrits, incunables, éditions originales, dessins ou encore documents archéologiques. Ces témoins de l’histoire sont accessibles aux chercheurs depuis les années 70 et au public, dans un musée, depuis 2003.

Cet espace muséal, sis sur deux étages, conçu par l’architecte tessinois Mario Botta, est aménagé de manière à préserver les documents exposés. Les locaux sont plongés dans la pénombre, mais l’éclairage s’intensifie au passage des visiteurs, a expliqué Nicolas Ducimetière. Les vitrines, qui ont leur propre climatisation, disposent de présentoirs en métal. Appelés ici «palmiers», ils sont pourvus de bras articulés qui permettent de présenter les livres, élégamment et avec facilité, comme des papillons.

L’exposition temporaire complète l’exposition permanente. Intitulée «La Fabrique de Dante», la présentation actuelle a été mise sur pied pour marquer le 700e anniversaire de la mort de Dante Alighieri, un des personnages clé de la collection de la Fondation. En effet, à deux exceptions près, celle-ci possède tous les objets exposés pour l’occasion. Plongé lui aussi dans une pénombre adéquate, cet espace comprend une des tables tactiles que l’institution utilise pour sa médiation culturelle. En dépit de la pandémie, grâce aux écoles, la Fondation a pu accueillir 13’000 personnes l’an passé sur les 20’000 en moyenne. Prévue en 2023, la prochaine exposition temporaire sera consacrée aux trésors enluminés de Suisse.

La visite s’est poursuivie par la présentation des nouveaux locaux de la Fondation inaugurés en 2020. Les participants ont eu un aperçu du travail que les quelque vingt collaborateurs et collaboratrices de la Fondation accomplissent pour remplir leur mission qui est de conserver, de restaurer et d’accueillir. Un local climatisé, offrant un vaste dégagement visuel sur l’extérieur, reçoit désormais les chercheurs, les étudiants ou les participants de projets collectifs. Une petite cafétéria est à disposition des visiteurs. Le passage souterrain entre les bâtiments a été agrandi afin d’éviter les ruptures de charge lors du transport des objets. Celui-ci se fait sans l’aide des mains avec des chariots. Une nouveauté importante est l’installation d’un atelier de restauration aux normes usuelles. Conservatrice-restauratrice, Sandra Vez apprécie en particulier la modularité rapide qu’offre ce nouvel espace.  

Lors de l’apéritif organisé au terme à la visite, Cécile Vilas a remercié l’institution pour son accueil, relevant le «privilège» que les membres de la SIGEGS eu de pouvoir la visiter. Elle a dit avoir eu «le souffle coupé» par la richesse de ce patrimoine graphique et manuscrit.

Miroslaw Halaba
Journaliste indépendant


16.03.2022: Workshop zum Thema Fundraising kennenlernen und erfolgreich einsetzen

Nach der Begrüssung durch Frau Cécile Vilas, Präsidentin SIEGEGS, stellt Frau Esther Thahabi Herrn Guido Frey vor. Herr Frey ist Inhaber und Geschäftsführer von consultinnova & Fundraising und ist ein ausgewiesener Experte, der sich seit vielen Jahren mit Fundraising beschäftigt. Er ist u.a. auch Lehrgangsleiter des Lehrgangs Fundraising am Verbandsmanagement Institut (VMI) der Uni Fribourg.

Zu Beginn wird das Umfeld von Fundraising und die Verteilung der Spenden erläutert. Die Spendenmotive sind sehr individuell und vielschichtig. Entsprechend ist die Spannweite der Methoden für Fundraising riesig: Fundraising-Events, High-Donor, Service Clubs, Gönnerschaft stellen nur eine Auswahl dar.

Es ist somit erforderlich, dass man sich im Vorfeld gut überlegt, welche Art des Fundraisings für das eigene Vorhaben am geeignetsten erscheint, bevor man loslegt. Bei der Planung einer Aktion stellt Herr Guido Frey seinen 9-Punkte-Plan vor. Fundraising erfordert somit eine umsichtige Planung. Die Kontakt- und Beziehungspflege sowie die Kommunikation sind zentrale Elemente, die uns über alle Phasen begleiten – last but not least gilt aber v.a. «be unique», transparent und zuverlässig.

Der heutige Workshop weckte bei vielen Teilnehmenden «Appetit auf mehr» - so dass SIGEGS herzlich zu einer Erfahrungsaustausch Runde einlädt, bei der Erfahrungen, Erfolge und Lehrstücke rund um das Thema Fundraising ausgetauscht werden. Der Austausch findet online per zoom am Mittwoch, 4.5.2022 um 13:30 Uhr statt.


2.3.2022: zoom Veranstaltung mit Herrn Prof. Robert Lzicar zum Thema Swiss Graphic Design and Typography Revisited – aktuelle Ansätze der Designgeschichte und die Rolle der Archive

Liebe Mitglieder

Liebe Damen und Herren

Unter den Vorschlägen der Schweiz für die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO befinden sich Traditionen, die jede Schweizerin und jeder Schweizer kennt: Jassen, die Basler Fasnacht, der Alpinismus, die Glarner Landsgemeinde oder das Fête des Vignerons. Hätten Sie gewusst, dass auf dieser Liste auch "Schweizer Grafikdesign und Typografie" steht?

Dies war der Einstieg von Prof. Robert Lzicars spannenden Ausführungen am online Event von SIGEGS vom 02. März. Lzicar ist Designforscher und Professor an der Hochschule der Künste in Bern. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist Designgeschichte und er stellte uns ein beeindruckendes Forschungsprojekt vor: "Swiss Graphic Design and Typography Revisited". Ein 19-köpfiges Forschungsteam mit Forschenden von sieben Schweizer Hochschulen untersuchten darin über vier Jahre die Frage, wie das Label "Schweizer Grafikdesign und Typografie" zu seiner anhaltenden Legitimität, ihrem Ansehen und ihrem Status gekommen ist. Robert Lzicar und seine Kolleginnen und Kollegen forsteten Archive nach Texten, Bildern und Audios durch und führten Interviews mit wichtigen involvierten Personen. Ziele waren u.a. diverse kleine Beiträge, statt einem zentralen Narrativ zu entwickeln, die Diversifizierung von Quellen und ein kritischer Umgang mit Nachlässen und Biografien unter Berücksichtigung von politischen und gesellschaftlichen Umständen sowie die Verschiebung des Fokus von nationalen auf transnationale Erzählungen. Besonderes Augenmerk wurde ausserdem auf die Rolle Schweizer Designerinnen gelegt, da die bisherige Forschung v.a. auf männliche Designer fokussierte.

Die Teilnehmenden am online Event hatten danach die Gelegenheit zur Diskussion, wie Archive den aus den Ansätzen des Projekts abgeleiteten Ansprüche an eine kritische Geschichtsschreibung bereits nachkommen oder wie sie ihnen in Zukunft noch besser gerecht werden können, in Gruppen und im Plenum. Dabei trat das Problem zutage, dass sich manche Archive mit einer sinnvollen Nomenklatur von Objekten und Dokumenten aus dem Design schwertun. Etwas helfen könnte eine Studie von Claude Lichtenstein, der 2006 im Auftrag des Bundesamtes für Kultur die Designsammlungen in der Schweiz untersuchte. In der Diskussionsrunde sprach Prof. Lzicar auch von seinem Buchbeitrag, in dem er beschreibt, wie es dem Museum für Gestaltung Zürich in den späten 1980er Jahren gelungen ist, sein Ausstellungs- und Sammlungskonzept weg vom Kanon der Moderne hin zu alltäglicheren Ausdrucksformen von Design zu verschieben und so einen neuen Diskurs über Design zu initiieren: Popular-Culture.pdf (scheidegger-spiess.ch)

Herr Lzicar betonte nach der Veranstaltung, dass er für weitere Fragen und Diskussionen sehr gerne zur Verfügung steht: robert.lzicartest@hkb.bfh.ch


2.12.2021: Fortbildungsveranstaltung zum Thema Papierfischchen und andere Schädlinge auf Archiv- und Bibliotheksgut
Die ganztägige Veranstaltung im Staatsarchiv Zürich wurde vom externen Experten, dem Wiener Biologen Dr. Pascal Querner, sehr unterhaltsam und übersichtlich geleitet und zog viele engagierte Teilnehmer*innen aus dem Archiv- und Bibliothekswesen an. Das Staatsarchiv Zürich mit seinen optimal ausstaffierten Räumlichkeiten bot den idealen Rahmen, um die Fortbildung angenehm zu gestalten – als Krönung und thematische Ergänzung nahm die Restauratorin und Abteilungsleiterin Beständeerhaltung Ines Rauschenbach uns mit auf eine spannende Tour durch das beeindruckend ausgestattete Restaurierungsatelier.

Herr Dr. Querner führte mit einer anregenden Mischung aus Inputvortrag und praktischen Übungen elegant durch den Tag und beeindruckte mit seinem profunden Fachwissen und seinem grossen Erfahrungsschatz. Die zahlreichen Anekdoten und Fallbeispiele, die er gekonnt einstreute und die für manchen Lacher sorgten, zeichneten ein anschauliches Bild der Verbreitung und Häufigkeit von Schädlingsbefällen in Gedächtnisinstitutionen. Fazit: In jedem Haus kommen Insekten vor, das sollte man nicht tabuisieren – und nicht jeder Schädlingsbestand ist gleich problematisch.

Besser als Behandlung ist grundsätzlich Prävention, und die bedingt primär ein gutes Monitoring. Daher sollte jede Institution über ein durchdachtes Monitoringkonzept verfügen, welches auf der Grundlage einer gründlichen Analyse des Gebäudes und der Umgebung beruht. Ein besonders wichtiger Faktor ist der Leihverkehr: Oftmals werden Schädlinge nämlich mit den Transportpaletten ins Haus gebracht (fabrikneue Holzpaletten sind standardmässig wärmebehandelt und daher unbedenklich; auch hauseigenes Verpackungsmaterial, das schon seit Jahren in Gebrauch ist, kann getrost weiterverwendet werden). Schwierig wird es, wenn sich bei einem externen Zulieferer nicht eruieren lässt, in welchem Zustand sich das Verpackungsmaterial befindet und ob es eventuell von Schädlingen befallen ist. Eine sorgfältige Planung des Prozederes beim Auspacken von Leihgaben (rasches Entfernen von Verpackungsmaterial, gegebenenfalls Quarantäne für befallene Objekte) ist daher unabdinglich, um einen Import von Schädlingen ins Gebäude zu verhindern.

Generell rät Herr Dr. Querner vom Einsatz von Giftstoffen bei der Schädlingsbekämpfung ab, da diese die behandelten Objekte teils dauerhaft kontaminieren und für Mensch und Umwelt sehr schädlich sein können. Zudem sind sie oft auch einfach wirkungslos und beschleunigen die Entstehung von Resistenzen. Meistens ist es der beste Ansatz, den Insekten die Lebensgrundlage zu entziehen bzw. die Umweltbedingungen so anzupassen, dass die Insekten absterben (z. B. Klima anpassen, Sauerstoff entziehen / Stickstoff gezielt zuführen, Temperatur erhöhen – viele Käfer reagieren sehr empfindlich auf Wärme bzw. Kälte). Dafür ist es wichtig, die verschiedenen Museumsschädlinge zu kennen und ihre Biologie zu verstehen. Der Referent präsentierte die wichtigsten in Museen, Bibliotheken und Archiven vorkommenden Insektenarten (weitere potenzielle Schädlinge wie Mäuse etc. fallen eher weniger ins Gewicht) und liess die Teilnehmer*innen mit Lupe und Abbildungen diverse Exemplare aus seiner reichen Insektensammlung selber bestimmen – was allen sichtlich und hörbar viel Spass bereitete. Der unangefochtene Star unter den Käfern ist dabei eindeutig das Papierfischchen, das seit einigen Jahren viele Institutionen (vor allem Bibliotheken und Archive) besonders umtreibt.

Um das Ausmass eines Befalls abschätzen zu können, sind Fallen ein gutes Mittel. Allerdings erfordert auch deren Handhabung gewisse Grundkenntnisse, in die Herr Dr. Querner sehr niederschwellig und humorvoll einführte. Die Tagungsteilnehmenden konnten am Ende dieses Tags somit einen gut gepackten Erste-Hilfe-Kasten zur Schädlingsbekämpfung aus diesem Kurs mitnehmen.

Als thematische Ergänzung und Einblick in das konservatorisch-restauratorische Tagesgeschäft im Staatsarchiv führte Ines Rauschenbach die Gruppe durch das Restaurierungsatelier und ermöglichte interessante Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt zum Thema Tintenfrass.


27.10.2021: Tea Time per zoom zu Besuch in der Schweizerischen Nationalbibliothek

Am Mittwoch, 27.10.2021, fand eine weitere Ausgabe des erfolgreichen SIGEGS-Formats «Tea Time» statt. Nach dem Mittag trafen sich die Teilnehmenden virtuell in der Schweizerischen Nationalbibliothek.

Die Gastgeberinnen Gabriela Grossenbacher, Leiterin Konservierung und Restaurierung, und ihre Stellvertreterin Frau Laure Jeannottat stellten zunächst die Institution vor. Wir erfuhren, dass das berufliche Spektrum in der Schweizerischen Nationalbibliothek breitgefächert ist. Unter weiteren Beschäftigten gibt es zum Beispiel Informationsspezialist*innen, Buchhändler*innen, Restaurator*innen, Literatur- und Kunstwissenschaftler*innen, IT-Spezialist*innen und Fotograf*innen. Die Aufgabe der Schweizerischen Nationalbibliothek ist es, «…gedruckte oder auf anderen Informationsträgern gespeicherte Informationen, die einen Bezug zur Schweiz haben, zu sammeln, zu erschliessen, zu erhalten und zu vermitteln.» (Nationalbibliotheksgesetz von 1992, Stand 1.2.2021). Beeindruckend ist daher sowohl der Bestand, der 63 Laufkilometer umfasst, als auch der Zuwachs pro Jahr: ca. 1.3 Laufkilometer oder rund 70'000 Werke. Bei der Konservierung steht die Erhaltung der Originalform im Mittelpunkt. Um dem Auftrag der Erhaltung des Originals gerecht zu werden, spielen die Klimakontrolle, die stabile Lagerung, die Benutzungsformen, die schonende Nutzung, die Papierentsäuerung und Restaurierung wichtige Rollen.

Frau Grossenbacher ging dann vertieft auf den Bereich Ausstellungsbetreuung ein, in dem die Schweizerische Nationalbibliothek drei Personen beschäftigt. Das aufwendige Prozedere läuft in mehreren Schritten ab vom Leihgesuch für Ausstellungen bis hin zur Wiedereinlagerung der Objekte. In einem Film konnten wir anschliessend Frau Jeannottat bei der Arbeit zuschauen. Sie stellte die Arbeit der Ausstellungsbetreuung genauer vor. Bei Spezialbeständen, z.B. den Kleidern von Doris Stauffer, werden Spezialisten hinzugezogen. Pro Jahr werden insgesamt etwa 1'000 Objekte für Ausstellungen vorbereitet.

Nach einem Gruppenaustausch in den virtuellen zoom-Räumen gab es Gelegenheit für Fragen im Plenum, diese wurde rege genutzt. Teilnehmende, welche in ihren Institutionen auch Objekte für Ausstellungen vorbereiten, berichteten über ihre Vorgehensweisen und Erfahrungen. So endete die Tea Time mit vielen neuen Eindrücken und um eine Erfahrung reicher.


23.09.2021: Fachveranstaltung zum Thema Digitalisierung
Ein prächtiger Herbsttag war es, perfektes Wanderwetter. Oder ein perfekter Tag für einen Ausflug nach Basel zu einem tollen Anlass der SIGEGS.

Alle mit Covid-Zertifikat ausgerüstet, trafen wir uns am Morgen zu Kaffee und Gipfeli in der Cafeteria der Universitätsbibliothek Basel (UB). Herr Ueli Dill, Bereichsleiter Historische Sammlungen, legte dann auf originelle Art und Weise dar, wie der Bestand der UB über die Zeit zu Stande gekommen ist: Wie ein breit verzweigtes Flusssystem, z.B. der Amazonas. 

Seit ihrer Gründung im 15. Jahrhundert «flossen» immer wieder bedeutende Sammlungen in den UB-Bestand, v.a. von Klosterbibliotheken. Heute nun stellt sich die Sisyphusarbeit, den riesigen Bestand zu digitalisieren. Ueli Dill verglich diesen Prozess mit einem Rangierbahnhof, wo eine enorme Logistik und viel Koordinationsarbeit dahinterstecken.

Mit Herrn Dills engagierten Mitarbeitenden durften wir dann verschiedene Räume besuchen und den Angestellten bei der Arbeit zuschauen. Es wurde dabei deutlich, was ein digitaler Anlass nicht ersetzen kann: Informelle Gespräche, etwas richtig anschauen können, haptische Eindrücke usw. So wurde z.B. im Restaurierungsraum Japanpapier herumgereicht, das hauchdünn und doch sehr resistent ist. Im Digitalisierungsraum wurden uns verschiedene Schwierigkeiten präsentiert, mit denen aber die UB dank ihres Know-hows umzugehen weiss: Digitalisierung von Dokumenten mit Goldfarbe, sehr kleine Bücher, sehr schwere Bücher, gewölbtes Papier, Ölbilder oder auch Schiefertafeln mit Kreideschrift. Die Teilnehmenden waren sichtlich begeistert und hätten wohl noch den ganzen Nachmittag in der UB verbringen können.

Dann hätten wir jedoch den nicht weniger begeisternden Besuch am Nachmittag im Bürgerspital Basel – bsb verpasst. Stefan Kilchhofer, der charismatische Betriebsleiter der Mikrografie, begrüsste uns herzlich. Beim folgenden Mittagessen ergaben sich spannende Diskussionen, z.B. über die Frage, was überhaupt digitalisiert werden sollte. Wie gelingt eine sinnvolle Priorisierung? Welche Kriterien sollten angewendet werden? Für das kulinarisches Überraschungsmoment sorgte ein Rosmarin Panna Cotta mit einer Chili, die gar keine Chili war.

Danach führten uns Herr Kilchhofer und sein Team in vier Gruppen durch ihren spannenden Betrieb. In der Lehrwerkstatt wurde uns das grösste Projekt vorgestellt, welches die Mikrografie bisher verwirklichen durfte: Die Digitalisierung der Grundbuchämter des Kantons Bern – 12 Mio. Scans in zwei Jahren. Im Raum mit den Scannern für Grossformate stand u.a. ein XY-Scanner, welcher jedes einzelne Pixel eines Bildes erfasst. Dies kann für ein Bild im A3 Format schon mal 2.5 Stunden dauern, was sich aber beispielsweise für Luftaufnahmen lohnt, wenn man jedes Detail sehen will. Im Buchscannerraum war es kühl und dunkel, da die speziellen Geräte dies so erfordern. «Telefonbücher for Millenials» heisst dort das Fokusprojekt, indem das PPT Archiv digitalisiert wird. Damit Millenials (Jahrgang 2000 und jünger) wieder wissen, was ein Telefonbuch ist. Im Bereich Mikrofilm werden Farbbilder auf schwarzweissen Mikrofilm gespeichert (Farb-Mikrofilme gibt es nicht mehr), da dies momentan das sicherste und langlebigste Speichermedium ist (bis zu 500 Jahre). Durch eine spezielle Speichermethode können die Bilder später bei Bedarf wieder in Farbbilder umgewandelt werden.

Kilchhofer und sein Team digitalisieren aber nicht nur Dokumente, sondern versuchen, ihre ganzen Arbeitsprozesse zu digitalisieren bzw. automatisieren. Beispielsweise will man so weit kommen, dass der Workflow automatisch verifiziert, dass nur Mitarbeitende mit einem gültigen Arbeitszertifikat die Arbeit ausführen dürfen. Dieser Workflow ist sehr variabel auf die Vorgaben der Kundenprojekte konfigurierbar und unterstützt die Mitarbeitenden der Mikrografie in individuell angepassten Arbeitsmethoden.

Nach einer Abschlussrunde in der Cafeteria machten sich die Teilnehmer per ÖV auf die Heimreise. Diese dauerte wegen einer Panne in Olten für einige wohl etwas länger. Dafür konnte man eine glasklare Fernsicht in die Berge geniessen oder nochmals gedanklich diesen spannenden Tag Revue passieren lassen.


23.08.2021: Tea Time per zoom zu Besuch in der Burgerbibliothek Bern
Die Tea Time unter dem Titel «Zu Besuch in der Burgerbibliothek Bern» stiess einmal mehr auf sehr grosses Interesse. Virtuell wurden die Besucherinnen und Besucher von Frau Claudia Engler (Direktorin), Frau Stephanie Gropp (Bereichsleiterin Grafische Sammlung, Fotoarchiv und Gemälde) und Frau Sabrina Kolesch (Restauratorin) auf einen Rundgang genommen.

Die Burgerbiblitohek Bern ist ihrem Namen entgegen keine Bibliothek, sondern ein Archiv, genauer gesagt, das Gemeindearchiv der Burgergemeinde Bern und ihrer Zünfte und Gesellschaften. Bekannt ist sie für ihre grosse Sammlung von Privatarchiven, von Nachlässen wie zum Beispiel von Jeremias Gotthelf oder Albrecht von Haller. Zudem hat sie eine bedeutende Grafiksammlung, eine der grössten Handschriftensammlungen der Schweiz und eine riesige Sammlung von Fotografien darunter auch rund 150 Daguerreotypien.

Die Burgerbibliothek verfügt über einen eigenen Online-Archivkatalog und ist der internationalen Plattform Daguerrobase angeschlossen. Externe können sich dank Filterfunktionen ein gutes Bild über die vorhandene Daguerreotypien Sammlung machen. Im Online-Archivkatalog kann man direkt eine Reproduktion bestellen, Einsicht in die hochaufgelösten Scans nehmen und vielfältige Verknüpfungen zu anderen Datensätzen im Onlinekatalog abrufen. Im Magazin im Untergeschoss bekamen die Besucher dann Originale zu Gesicht.

Die Daguerreotypie war in den 1840 Jahren ein ganz neues und spektakuläres Medium. Frau Kolesch zeigte uns im Film an einzelnen Beispielen, dass der Zustand der Daguerreotypien sehr unterschiedlich sein kann. Die Silberoberfläche der Daguerreotypie ist sehr empfindlich. Aus diesem Grund werden Daguerreotypien in Rahmen aufbewahrt. Da die historischen Rahmen nicht ganz luftdicht verschlossen sind, läuft das Silber trotzdem an. Beschleunigt wird dieser Prozess durch die nicht alterungsbeständigen Materialien der Rahmung, die bei ihrer Zersetzung Schwefel freisetzen. Auch die historischen Gläser stellen ein weiteres konservatorisches Problem dar. Sie sind nicht alterungsbeständig. Im Fotoarchiv bekamen die virtuellen Besucher typische Schäden an Daguerreotypien zu sehen (die Papierrändelungen sind defekt, Rahmen wurden von der Rückseite her geöffnet und nicht mehr richtig geschlossen, Fotoplatten sind nicht mehr im Rahmen fixiert und rutschen herum, Glasbruch oder Fotoplatten haben gar keine Rahmung mehr).

In der anschliessenden Diskussionsrunde standen uns von der Burgerbibliothek Bern Frau Gropp und Frau Engler Rede und Antwort. Die Art der Restaurierung und Konservierung war ein Thema, das zur Diskussion anregte. Je nach Zustand der erhaltenen Daguerreotypien wird entschieden, ob sie im Rahmen gelassen werden oder neu gerahmt werden müssen. Alle fünf Jahre wird kontrolliert, wie der aktuelle Zustand der gerahmten Daguerreotypien ist und aufgrund der fortschreitenden Glas- oder Silberkorrosion neu entschieden, ob sie weiterhin im Originalzustand aufbewahrt werden können oder nicht. Unter den Teilnehmenden wurde intensiv darüber diskutiert, was nun die beste Lösung sei. Es zeigte sich, dass die Separation vom Objekt (Entrahmung) beinahe ein emotionales Thema ist. Von verschiedener Seite her wurde darauf hingewiesen, dass Daguerreotypien auch von der Rahmung leben und dass bei der Trennung das Gesamtbild etwas verloren geht. Andererseits ist es konservatorisch gesehen manchmal ein notwendiger Schritt.

Als Archiv der Burgergemeinde pflegt man das enge Verhältnis zu den Familien, deren Sammlungen in der Burgerbibliothek gelagert werden. Die Familien wissen, dass sie ihre Objekte und Schätze jederzeit zur Erhaltung ins Archiv bringen können und so wächst die Sammlung der Burgerbibliothek weiter.

Die Burgerbibliothek hat uns sehr herzlich willkommen geheissen und lud alle ein, persönlich vorbeizugehen, die laufende Ausstellung zu bewundern oder in den Genuss von wieder stattfindenden Führungen zu kommen.


17.06.2021: Mitgliederversammlung und Führung Chorherrenstift St. Michael in Beromünster

Es gibt den Stift, mit dem man schreibt und zeichnet. Der Stift ist in der Schweiz auch eine etwas altmodische Bezeichnung für einen Lehrling. Das Stift bedeutet aber ganz etwas anderes: Eine religiöse Gemeinschaft mit Geistlichen (Stiftsherren), die einer bestimmten Kirche angesiedelt sind. Zu einem Stift gehört ein Grundstück mit mehreren Gebäuden.

Die Mitgliederversammlung von SIGEGS fand am 17.06.2021 in einem modern renovierten Gebäude des Chorherrenstifts St. Michael in Beromünster statt. Zu diesem prachtvollen Stift gehören neben der Stiftskirche auch eine Bibliothek und die Chorherrenhäuser.

Nach der Versammlung führte Jakob Bernet, Stiftsbibliothekar des Chorherrenstifts, die SIGEGS-Mitglieder durch die Stiftskirche und die Stiftsbibliothek. Die imposante katholische Kirche wurde im Jahre 1036 erbaut. An der Frontseite erinnern zahlreiche Wappen an die verstorbenen Chorherren. Die dreischiffige romanische Basilika ist mit drei Orgeln ausgestattet, welche heute immer noch alle bespielt werden. Neben zwei grossen Deckenbildern von Joseph Ignaz Weiss springt einem sofort die prächtig verzierte Kanzel mit den vier Köpfen ins Auge: Sie sollten das Evangelium in alle Kontinente hinaustragen, wie wir von Herrn Bernet erfuhren.

Weiter folgten wir Herrn Bernet in die Bibliothek. Dort ging es eine Holztreppe hoch, die so laut knarrte, dass sich das Gebäude als Drehort für einen Horrorfilm eignen würde. Der Stiftsbibliothekar machte uns auf ein Gemälde aufmerksam, das den Chorherren Johann von Baldegg zeigt, dem im Alter angeblich dritte Zähne und schwarze Haare aus der Glatze wuchsen. Wenn’s nicht wahr ist, dann ist es gut erfunden. Der Chorherr trägt auf dem Bild eine sog. Almutium, eine Art Pelzmantel. Zum Glück wurde dieses Kleidungsstück nur von der Vesper (1. November) bis Ostern getragen, und nicht an einem heissen Sommertag wie heute, dachten vielleicht einige.

Mit adretten weissen Handschuhen zeigte uns Jakob Bernet im Lesesaal einige Schmankerl, z.B. ein schweizerisches Idiotikon (Wörterbuch) von Franz Joseph Stalder. Ebenso ein Werk von Immanuel Kant und die Bibel von Johannes Dietenberger. Im 16. Jahrhundert war dies DIE Bibel im katholischen Raum, mit über 70 Auflagen sozusagen ein Bestseller. Auch das älteste Buch der Schweiz befindet sich im Besitz des Chorherrenstifts St. Micheal, allerdings im Kulturgüterschutz-raum unterhalb der Kirche. Der Drucker Helias Helye druckte das Buch im Jahr 1470 in Beromünster. Auffallend im Lesesaal waren auch die zwei alten Globen (1730), der Erd- und der Himmelsglobus, beide säuberlich mit Schutzhüllen bedeckt.

Danach zeigte uns Jakob Bernet den neuen Bestand der Bibliothek. Diese Bücher können auch tatsächlich ausgeliehen werden. Jene, die nicht klaustrophobisch veranlagt sind, konnten dabei z.B. musikalische Handschriften in Einbänden bewundern. Die Arbeit wird dem Stiftsbibliothekar nicht so schnell ausgehen: Noch ist nicht alles katalogisiert, viele Bücher stehen noch in Kisten herum.

Nach dieser interessanten und kompetenten Führung begab sich die Gruppe auf eine Wiese auf dem Stiftsareal, wo der Apéro stattfand. Dank der Schatten spendenden Linde war es an diesem lauschigen Plätzchen sogar an einem so heissen Nachmittag sehr angenehm. Mit einem Glas Stiftswein konnte man sich nun angeregt austauschen. Nach viel Homeoffice und kaum sozialen Events genossen die Teilnehmenden diesen Anlass umso mehr.


31.05.2021: Tea Time per zoom zu Besuch bei Nadine Reding

Am 31.05.2021 führte Frau Nadine Reding virtuell über 55 Teilnehmende durch ihr Atelier. Frau Reding absolvierte eine 4-jährige Lehre als Fotoretuscheurin und schloss diese schweizweit als letzte dieser Art ab. Nach einem Restaurierungspraktikum studierte sie an der Berner Fachhochschule Restaurierung und Konservierung von Grafik, Schriftgut und Fotografie. Während des Studiums nutzte sie jede freie Minute, um entweder in Wien bei einem renommierten Fotorestaurator oder in Rochester bei Kodak ein Praktikum zu machen, um so viel wie möglich aus der Praxis zu erlernen. Seit 2004 führt sie ihr eigenes Atelier fokore für Fotorestaurierung. Mit dem kürzlichen Umzug an einen neuen Standort, wurde das Atelier fokore zum Atelier Reding.

In einem Filmbeitrag gaben Frau Reding und ihr Team einen Einblick in ihr tägliches Schaffen. Bei einer ersten Station wird eine Trockenreinigung mit Hilfe von verschiedenen Radiergummis an einer Fotografie vorgenommen. An einem weiteren Beispiel konnte gesehen werden, dass auch moderne Fotografie bearbeitet wird. Nach einer Schichtablösung muss der entstandene Fleck retuschiert und der Schichtaufbau nachempfunden werden, damit die Oberfläche wieder homogen wird und der Schaden nicht mehr sichtbar ist. Des Weiteren wird in Zusammenarbeit mit einem Restaurator in Wien an einem Dummy die Problematik der Schichtablösung experimentiert. Mit verschiedenen Tests wird ausprobiert, wie das Material wieder gefestigt werden kann, ohne dass es Vergilbungen oder weitere Schäden gibt. Auch das Reinigen von Kleinbilddias als Vorbereitung für die Digitalisierung wird im Atelier Reding vorgenommen. In Aufarbeitung sind auch einige Daguerreotypien für eine Ausstellung. Regelmässig wird auch die Nassbehandlung bei der Fotorestaurierung angewendet, um Fotos von ihrem schädigenden Träger abzulösen. Das Wässern hilft auch unter anderem die Säuren und andere Schadstoffe auszuwaschen und das Objekt zu reinigen.

Im Atelier Reding wird nicht nur auf jahrelange Erfahrung zurückgegriffen, sondern es wird auch getestet und getüftelt. So erfuhren wir, dass Testversuche stattfinden, um Pergaminhüllen, die mit Wasser oder Feuchtigkeit in Kontakt kamen und sich mit den Negativen oder Fotografien verklebten, voneinander zu lösen, damit man das Bild wieder benutzen kann.

Im Atelier Reding hat man bereits vor einigen Jahren erkannt, dass das Digitalisieren nach dem Restaurieren und Reinigen als Angebot Sinn ergibt. Für den Kunden kann so alles aus einer Hand angeboten werden. Während des Lockdowns wurde sodann die Digitalisierung ausgebaut. Im Atelier Reding wird für die Fotografie immer versucht eine Lösung zu finden, sei es als Einzelobjekt oder auch als Masse. Der Wunsch ist stets, dass die Vergangenheit auch eine Zukunft hat.

In der Fragerunde erfuhren wir, dass Frau Reding besonders Einzelobjekte mag, wo sie den Bezug zum Besitzer hat. Sie erfreut sich besonders über die Wertschätzung, die sie von ihren Kunden bekommt, wenn ihr «Schätze» anvertraut werden. Auch die Diversität mag sie besonders an ihrer Arbeit. So konnte sie bei einzelnen Fragen auch nicht pauschal ein spezielles Vorgehen raten. Vielmehr müssen individuelle Lösungen gesucht und gefunden werden, um den Objekten gerecht zu werden. Durch die Ausführungen von Frau Reding hat man gespürt, dass herausfordernde Projekte mit viel Herzblut in Angriff genommen werden und lösungsorientiert gearbeitet wird. Die Türen des Ateliers Reding stehen offen und Besucherinnen und Besucher sind willkommen.


22.04.2021: Historische Papiertapeten im Briger Stockalperhaus: grundsätzliche Fragen nach Relevanz, Erhalt und Rekonstruktion einer heute marginalen materiellen Kultur

Mit fast 40 Teilnehmenden traf die Ankündigung des Vortrags von Herrn Wismer erneut auf grosses Interesse. Etienne Wismer, Doktorand am Institut für Kunstgeschichte der Uni Bern, führte uns an diesem Nachmittag in seinem Vortrag in den Dreikönigssaal im Alten Stockalperhaus in Brig. Er liess uns in die Kunstgeschichte und Papierrestaurierung eintauchen.

Das Stockalperhaus wurde 1532 erbaut, dann etwa um 1640 erweitert und später wurde der grosse Stockalperpalast hinzugefügt. Der Raum, in dem sich die Tapete befindet, ist 70m2 und die Wandlänge etwa 8x8.5m. Vorzufinden sind rund 30m Papiertapete mit einer Höhe von fast 3 Metern. Auf der linken Raumseite ist eine Landschaftstapete, oder ein bisschen irreführend ausgedrückt eine sogenannte «Panoramatapete», zu sehen. Verschiedene Bildwelten werden dargestellt.

Solche Tapeten kamen um 1804/05 in Paris in Mode und auf den Markt. Mit unzähligen Holzmodeldrucken wurden einzelne 40-50cm Dominopapiere hergestellt, die dann zu einem Bild zusammengefügt wurden.

Etienne Wismer erläuterte uns einige Stationen der Tapete: Auf den ersten Blick ist viel Himmel zu sehen (gegen einen Aufpreis konnte man die Wolkenpartie von Hand nach Befestigung der Tapete aufmalen lassen), dann Bäume in verschiedenen Grössen, Ansichten der Schweiz wie den Staubbachfall, eine Flusslandschaft, ein Bauernhaus oder die Teufelsbrücke, sowie der Rhonegletscher und das Matterhorn. Man könnte fast sagen, dass es eine «Best of Landschaft», also die schönste Seite der Schweiz darstellt. Dadurch wurde ein gewisses Bild der Schweiz vermittelt.

Ein Bild vor der Restauration zeigt, dass der Dreikönigssaal sich selbst überlassen wurde. Die Erhaltung der Tapeten war nicht wichtig. Trotz der hohen Auflagen – bis 1815 wurden rund 1100 Exemplare verkauft – ist in der Schweiz nebst der Tapete im Dreikönigssaal nur noch ein Exemplar in Lenzburg vorhanden. Die Dekorationsgrafik stellte ein Gebrauchsgegenstand dar, der abgerissen wird, sobald er nicht mehr gefiel.

In einer ersten Diskussionsrunde kam die Frage auf, wer eigentlich darüber entscheidet, was erhalten und restauriert wird. Oft werden Restauratoren erst einbezogen, wenn der Entscheid schon gefällt wurde. Auch die Papiertapete im Dreikönigssaal hat eine unglaubliche politische Geschichte hinter sich, wie uns Herr Wismer eindrücklich erzählte. Eine Vielzahl an Akteuren und Behörden waren involviert und es herrschte grosse Uneinigkeit. Nach dem Kulturgütergesetz kam es zu einer Enteignung. Zwischen 1971 und 1999 fand die Restaurierung statt. Der ehemaliger Besitzer Kaspar Eugen von Stockalper verwirklichte bei der Einrichtung des Raumes eine Selbsterzählung der eigenen Ansprüche. Sowohl seine Nähe zu Italien wie auch zum Wallis zeigen sich in dem fliessenden Übergang von einem italienischen Ruinenmotiv zur Schweizer Landschaft.

Spannend zu sehen ist, dass bei der Restauration fast schon in die Erzählung der Tapete eingegriffen wurde. So wurden die beiden Motive und damit der fliessende Übergang durch eine Türe getrennt. Leider ist der Saal heute nicht öffentlich begehbar wie ein Museum, sondern er darf nur geführt in einem Rundgang besucht werden.

Unter dem Stichwort «paper first» machte Herr Wismer Erläuterungen zum Verhältnis von Fläche und Raum. Er äusserte die These, dass der Bauraum der Tapete angepasst wurde. So wurde quasi für die Tapete gebaut. Dies ist zum Beispiel bei den hohen Bäumen ganz schön zu sehen, die ihren Platz jeweils in einer Wölbung finden.

Eine witzige Anekdote erfuhren wir zum Schluss auf die Frage, wie denn solche Tapeten überhaupt marketingmässig an die Kundschaft gebracht wurden: Mit Hilfe von Führungsbüchern (mit Bildern und Erklärungen) oder Leporellos (mit Preisangaben und Vorschlägen, welche Tapeten zusammengeführt werden könnten). Später im 19. Jahrhundert gab es auch einen Sekundärmarkt, fast wie heute Ricardo – oder wie sie alle heissen – wo gebrauchte, gut erhaltene Tapeten angepriesen wurden.


12.03.2021: Besuch in der Gosteli-Stiftung, dem Archiv der Geschichte der Schweizer Frauenbewegung

Am Freitag, 12. März 2021 öffnete die Gosteli Stiftung für uns virtuell ihre Türen. Silvia Bühler, Monika Bill, Ladina Fessler und Sabine Käser gaben uns in einem Film eindrucksvoll Einblicke in das umfangreiche Archiv. In einem zweiten Teil erhielten wir einen Streifzug durch die Geschichte des Kampfs um das Frauenstimmrecht mit Dokumenten aus den Beständen.

Die Gründerin Mathe Gosteli war selbst aktiv in der Frauenbewegung und arbeitete 1971 massgeblich an der Stimmrechtsfrage mit. Sie realisierte, dass viele Dokumente aus der Frauenbewegung verloren zu gehen drohten und richtete aus diesem Grund die Stiftung und das Archiv ein. Ihr Motto lautete: Ohne Kenntnis der Geschichte, gibt es keine Zukunft. Nach diesem Grundsatz werden noch heute die Geschichte und Dokumente im Archiv gepflegt.

Das Archiv zur Geschichte der Schweizer Frauenbewegung ist sehr vielfältig und umfasst rund 450 Bestände aus privater Provenienz (Archive von Frauenvereinen und -verbänden, Nachlässe einzelner Frauen, die eine bedeutende Rolle in Politik, Wirtschaft, Bildung oder Kultur gespielt haben). Aufzufinden sind zum Beispiel handschriftlich verfasste Verbandsdokumente wie Protokolle von Generalversammlungen, Manuskripte, Tagebücher oder Briefe. Das älteste Dokument im Archiv, ein Eheversprechen, stammt aus dem Jahr 1779 und gehört zu einem Familienarchiv einer Journalistin und Frauenrechtlerin. Die Nachlässe und Archive unterscheiden sich sehr in Bezug auf Materialität, Zustand und Ordnung. Im Archiv werden aber nicht nur Flachwaren und Papierdokumente aufgehoben, sondern beispielsweise auch Kleiderbügel aus dem Bestand des Berner Stimmrechtsvereins, eine Druckerpresse, Keramik, Kleider oder aktuelle Zeitzeugnisse wie ein Transparent des Frauenstreiks von 2019. Die Archivalien werden immer heterogener und digitaler.

Nebst dem Archiv gibt es auch eine umfangreiche Fachbibliothek, welche rund 11'000 Bücher in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch umfasst. Zu finden ist vor allem wissenschaftliche Literatur. Das Themenspektrum ist breit gefächert und reicht von Hausarbeit über Sexualität bis zu Gender Studies und Büchern zur internationalen Frauenbewegung. In der Broschürensammlung findet man vor allem graue Literatur, die zum Beispiel von den Frauenorganisationen selbst herausgegeben wurde und dementsprechend im Buchhandel nicht erhältlich war. Die Bibliothek wächst weiter, so werden beispielsweise auch Maturaarbeiten oder Masterarbeiten in den Katalog aufgenommen und sind schliesslich über swisscovery auffindbar.

Die Sammlung der biografischen Notizen umfasst über 10’000 Dossiers und besteht aus Zeitungsartikeln und Lebensläufen über verschiedenste Frauen aus den unterschiedlichsten Sparten. Die Sammlung wird laufend aktualisiert und neue Dossiers werden angelegt oder bestehende ergänzt. In der Diskussionsrunde kam die Frage auf, wie denn «neue Frauen» ausgewählt werden. Die Herkunft der Frau spielt grundsätzlich keine Rolle. Der Fokus liegt aber auf Schweizerinnen aus Politik, Wirtschaft, Kirche oder Autorinnen. Man erkennt erst später, ob das Dossier an Wichtigkeit gewinnt, oder ob es vielleicht nur aus einem Zeitungsartikel bestehen bleibt. Bei der Frage, welche Nachlässe aufgenommen werden, ist entscheidend, dass Bestände nicht auseinandergerissen werden. Nachlieferungen zu bestehenden Dossiers werden aufgenommen und ergänzt. Es macht zudem Sinn, dass Unterlagen nahe am Ort des Geschehens archiviert werden.

Zum Streifzug durch die Geschichte des Kampfs um das Frauenstimmrecht bietet die Gosteli-Stiftung jeden Monat eine Spezialführung mit dem Titel "Der lange Weg an die Urne" an. Der Weg nach Worblaufen ist nach diesen ersten Einblicken unbestritten ein Besuch wert.


16.02.2021: Tea Time per zoom zu Besuch bei swisstopo
Für die erste Tea Time im 2021 konnten wir Cordelia Bucher, Konservatorin und Restauratorin beim Bundesamt für Landestopografie swisstopo, gewinnen. Die Geschichte zum Landschaftsgedächtnis der Schweiz stiess auf grosses Interesse und wir durften im digitalen zoom Raum mehr als 40 Personen begrüssen.

Nach der Begrüssung durch unsere Präsidentin, Cécile Vilas, zeigte uns Cordelia Bucher in einem von swisstopo erstellten Film einen der ältesten Theodolithen aus dem Jahre 1863, mit welchem die Schweiz vermessen wurde. Die Vermessungen und Gerätschaften wurden stetig weiterentwickelt bis hin zur heutigen Digitalisierung. Vor etwa 100 Jahren kam die Photogrammetrie hinzu, das bedeutet eine Vermessungskamera wurde unter einen Theodolithen gestellt. Bei swisstopo sind ca. 58'000 Vermessungsbilder in den Sammlungen vorhanden, die gepflegt, konserviert, restauriert, digitalisiert und publiziert werden. Vor der Publikation werden die Fotos noch genau mit den Metadaten erfasst.

Cordelia Bucher ging auf zwei Bestände der swisstopo näher ein, nämlich die terrestrischen Aufnahmen und die amerikanische Befliegung. Die terrestrischen Aufnahmen, welche im Gelände selbst entstanden sind, sind die Grundlagen für die Landkarten. Durch die erfolgte Arbeitsweise kann man 3D Daten herausrechnen. Der Bestand umfasst hauptsächlich Glasplatten, welche gereinigt, umgepackt, inventarisiert und erfasst wurden und archivtaugliches Material darstellen. Anhand dieses Materials konnte zum Beispiel die einstige Höhe eines Gletschers rekonstruiert werden. Die ersten Luftbilder stammen aus dem Jahre 1926. Die erste gesamtschweizerische Überfliegung entstand im Jahre 1946 und wurde von der US Air Force durchgeführt. Der Bestand der Amerikaner Befliegung umfasst Nitratnegative und ist einer von mehreren Beständen der swisstopo. Insgesamt haben sie mehr als eine halbe Million Bilder. Cordelia Bucher hat auch kurz über den dritten Bestand, die technischen Aufnahmen, gesprochen.

Im anschliessenden Austausch gab die gekühlte Lagerung von Nitratnegativen zu reden. Sie ist herausfordernd, komplex und aufwändig, wie dies auch weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Tea Time bestätigten. Nicht nur die klimatischen Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sondern auch die Raumgrösse spielen dabei eine entscheidende Rolle. Deshalb kann es gerade auch für kleinere Institutionen interessant sein, nach externen Lösungen zu suchen.

Der virtuelle Besuch bei swisstopo war eine Horizonterweiterung. Herzlichen Dank an Cordelia Bucher. Das Schlusswort übernahm Cécile Vilas und bedankte sich bei allen Teilnehmenden fürs Interesse und die Nutzung dieser online Plattform, um in diesen Zeiten im Dialog zu bleiben und in Institutionen hineinschauen zu dürfen.


22.10.2020: Präsentation zum Nachlass Surbek / Frey-Surbek

Die Aufzeichnung der Veranstaltung «Präsentation zum Nachlass Surbek / Frey-Surbek» ist für Mitglieder erhältlich. Bitte senden Sie uns eine Anfrage info@sigegs.ch.

Am letzten Donnerstag, 22.10., stellte ein Team der Hochschule der Künste Bern HKB ein derzeit in Vorbereitung befindliches Forschungsprojekt zum Nachlass von Victor Surbek und Marguerite Frey-Surbek in Bern vor. Die Präsentation fand virtuell via Zoom statt, da ein Besuch vor Ort im Nachlass derzeit wegen Corona leider nicht möglich ist.

Zwei von drei beteiligten Masterstudentinnen des Fachs Konservierung-Restaurierung an der HKB gaben Einblick in ihre jeweilige Masterarbeit: Vivian Zahnd, die zu den Wandgemälden des Künstlerpaars forscht, zeigte Entwürfe und Vorstudien für verschiedene ausgeführte Wandbilder und gab Auskunft zu ihrer Vorgehensweise, um den Werkprozess von der ersten Skizze zum fertigen Wandbild nachzuvollziehen. Die Entwürfe auf verschiedenen Trägern (Papier, starre Materialien, ...) wurden teils bereits im Atelier der Konservierung-Restaurierung an der HKB untersucht, es wurden zudem erste Massnahmen ergriffen, um die Materialien an ihrem Aufbewahrungsort im ehemaligen Atelier von Victor Surbek besser erhalten zu können.

Jennifer Braun, die den fotografischen Bestand im Atelier Surbek untersucht, präsentierte verschiedene Abzüge und Negative auf diversen Trägern, die im Rahmen ihrer Masterarbeit erstmals systematisch gesichtet und fotografiehistorisch kontextualisiert werden. Die Fotografien dienen insbesondere auch als Dokumentationsmaterial zu den bekannten Werken von Victor Surbek und Marguerite Frey-Surbek und geben Aufschluss über die damalige bernische Künstler*innenszene und die Zeitgenoss*innen bzw. die künstlerischen Netzwerke der beiden.

Die beiden Ko-Projektleiterinnen Floria Segieth und Luise Baumgartner informierten über die weiteren Schritte des Projekts, das sich derzeit noch in der Fundraisingphase befindet und im Frühling 2021 richtig starten soll: Hauptziele des Forschungsvorhabens ist es, den Bestand im Atelier Surbek zu sichten, digital zu inventarisieren und, wenn möglich, in situ zu erhalten. Geplant sind zudem wissenschaftlichen Publikationen, Ausstellungen und weitere Formate zur Verbreitung der Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit. Für die digitale Inventarisierung wird derzeit in Kooperation mit der Partnerfirma Joanneum Research Graz (https://www.joanneum.at/digital/forschungsbereiche/kultur-und-medien, tätig im Bereich von IT-Lösungen für das kulturhistorische Sammlungsmanagement) ein neues Datenbanksystem entwickelt, das spezifisch auf die Anforderungen eines künstlerischen Nachlasses zugeschnitten ist.


16.09.2020: Tea Time 2 per zoom

Wie so üblich bei Videokonferenzen standen auch bei der zweiten virtuellen Tea Time von SIGEGS am Anfang noch Licht- und Tonoptimierungen auf dem Programm. Danach folgte eine kurze Vorstellungsrunde. Im Fokus der zweiten Tea Time standen die Porträts von Chantal Karli und von der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt, zu welcher Guido Lassau informierte. Beide Filme sind nach wie vor auf der SIGEGS Website aufgeschaltet und können angesehen werden.

Die Einstiegsfrage drehte sich um das Wachs, des im Film von Chantal Karli zu sehen ist. Frau Karli informierte, dass sie Siegel mit Wachs stabilisiere und dass solche Aufträge phasenweise kämen. Eine weitere Frage drehte sich um die Papierwahl. Sie habe klar eine Präferenz für Japanpapier, so Karli und sie könne damit auch Risse schliessen. Martin Strebel ergänzte, dass er rät, für die ersten paar Seiten Büttenpapier zu verwenden, da man auf den ersten Seiten oft eine stärkere Abnutzung habe.

Chantal Karli betonte im Gespräch, dass es bei ihr oft um Konsolidierung statt um Restaurierung gehe. Hier hakte Herr Lassau ein und meinte, dass auch in seinem Gebiet keine Stücke mehr restauriert werden, sondern oft nur noch «digital» zusammengesetzt werden. Dies sei vorteilhaft für die Innenansichten, aber auch für die Entnahme von Proben, weil diese oft an den Bruchstellen genommen werden. Früher habe man dagegen die Einzelteile mit Ton zusammengesetzt. Inzwischen zeigte sich aber auch, dass nicht alle Klebstoffe für Keramik wirklich verträglich seien.

Im Film erwähnte Herr Lassau die Grossgrabung Riehen in einem Siedlungsareal aus der Bronzezeit. Worum es dort genau gehe, wollte eine Teilnehmerin wissen. Es handle sich dabei um eine Grabung nach Bodenverfärbungen aufgrund derer man Rückschlüsse auf das damalige Leben ziehen könne (z.B. wisse man dann, wo sich die Häuser befanden oder wie die Nutzung des Areals war). Doch viel spektakulärer (zumindest für den Laien) war natürlich die Grabung beim Casino in Basel, bei der man im Untergrund einen Teil des Barfüsser Klosters fand und auch Einzelstücke, die tw. auch im Film zu sehen sind.

Mit den heutigen technischen Hilfsmitteln liessen sich aber nicht nur Amphoren digital zusammensetzen, sondern könne man auch «Laser-Scanning» mit speziellen 3-D-Programmen erstellen und bald erhält die Archäologische Bodenforschung einen Computertomographen, um Metallobjekte analysieren zu können. Nachteil der heutigen Technologie: Die 3-D-Darstellung braucht enorme Kapazitäten für die Datenspeicherung. So werde häufig noch mit Mikrofilmen gearbeitet, aus welchen man die digitalen Daten rekonstruieren könne. Mikrofilme seien nicht zuletzt beliebt, weil sie (fast) unverwüstlich seien. Von B. Drechsel erfahren wir, dass sie sich seit Längerem mit dem Thema Langzeitarchivierung befasse und ihrer Meinung nach die UB Basel in dieser Thematik führend sei. Gabriela Grossenbacher fügt hinzu, dass auch die Schweizerische Nationalbibliothek einen digitalen Langzeitspeicher habe. Es sei gut möglich, dass dort auch externe Institutionen Daten lagern können, aber dieser sei vorderhand für die Nationalbibliothek gedacht. In diesem Zusammenhang fällt auch der Name Peter Fornaro, Herr Fornaro sei ein Spezialist in Sachen Grundlagenforschung zur Digitalisierung. Bei Swisstopo habe man sich dagegen schon seit geraumer Zeit von den Mikrofilmen verabschiedet, da diese für gewisse Arten von Daten sinnlos seien. Man kommt am Ende dieser Diskussionen einhellig zur Einsicht, dass Langzeitarchivierung enorm viel Ressourcen und Know-how benötige und sich mittelfristig die Frage stellen wird, was wir uns in Zukunft an digitalen Daten überhaupt noch leisten können.

Ebenso wurde die Frage nach der Verwendung von Handschuhen diskutiert. Frau Karli sieht man im Film ohne Handschuhe arbeiten und auch Herrn Lassaus Team zeigte Objekte ohne Handschuhe. Frau Karli ist klar der Meinung, dass man ohne Handschuhe besser wirken kann, da man ein besseres Gefühl habe für die Subtilität des Papiers. Herr Lassau ist gleicher Meinung und ergänzt, dass man bei ihnen einzig bei Metallobjekten (wegen Korrosion) Handschuhe trage und dass Handschuhe bei menschlichen Skeletten auch ein Muss seien (damit die Forscher nicht ihre DNA auf die Skelette übertragen und so die Forschungsergebnisse beeinträchtigen würden). Bei Swisstopo arbeitet man nur mit Handschuhen, da Fingerabdrücke bspw. auf Fotografien bis zu 15 Jahren sichtbar sind. Martin Strebel rät allen: «Tragen Sie v.a. Handschuhe, wenn die Medien kommen!». Dies signalisiere, dass man wertvolle Arbeit leiste.


30.06.2020: Tea Time 1 per zoom
Klein, aber fein – unter diesem Motto kann die erste digitale Tea Time von SIGEGS zusammengefasst werden. In der zoom Konferenz vom 30.06.2020 vereinten sich rund 10 Teilnehmende, um über die Corona-Zeit zu berichten.

Nach der Begrüssung durch Cécile Vilas, Präsidentin, gewährte Brigitte Heiz vom Staatsarchiv Basel-Stadt einen Einblick in ihr Atelier. Sie zeigte uns Akten aus dem 17. Jh. mit Schimmelbefall. Sie nutzte die Corona-Zeit, um diese fachgerecht zu lagern oder vereinfacht gesagt, um Fleissarbeiten zu erledigen. Die rund 60 Objekte wurden vorbehandelt und dann mit Flies in Schachteln abgelegt. Wenn sie nun ausgeliehen werden wollen, muss der Nutzer rund 10 Tage warten, da sie vor der Ausleihe gereinigt werden müssen (Trockenreinigung mit Tapeten-Schwämmen oder Fasertüchern).

Die übrigen Mitglieder erzählten, dass sie die Corona-Zeit nutzten, um Altlasten aufzuarbeiten, wie z.B. Projekte anzugehen, die lange liegen blieben. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie die Home Office Zeit als sehr gut erlebte. Bei manchen gab es einen Einbruch, andere haben Dank Jahresverträgen wenig gespürt. Fast alle haben den «offline» Kontakt vermisst und manche waren verstärkt mit der Kinderbetreuung beschäftigt. Gewisse Institutionen wurden fast gänzlich geschlossen und hatten lediglich ein Notfall-Team vor Ort (gänzliche Schliessungen sind nicht bekannt), andere berichteten von zeitverschobenen Zweischicht-Betrieben.

Die vergangenen 2-3 Wochen erlebten viele Teilnehmende als sehr intensiv, auch wenn noch nicht «courant normal» in Sachen Begegnungen herrsche (so werden z.B. Cafeterias noch nicht betrieben). Allerdings stellt sich mancherorts die Frage, ob alles, was verschoben wurde, aufgeholt werden kann. Der Blick in die Zukunft bereitet einigen Mitgliedern etwas Bauchschmerzen. So werden z.B. Budgetkürzungen befürchtet.

Wie haben unsere Mitglieder von der Digitalisierung profitiert? Die Digitalisierung wurde v.a. im Büroalltag (etwa für Videokonferenzen) vorangetrieben, dagegen wurden keine Digitalprojekte in den Fachgebieten in Angriff genommen.

Gabriela Grossenbacher berichtete, dass die Schweizerische Nationalbibliothek im 2020 ihr 125-jähriges Jubiläum gefeiert hätte und nun so manch geplanter Anlass (Fest, Ausstellungen) verschoben werden musste. Man sei aber zuversichtlich, dass man einen Teil der Aktivitäten im Herbst nachholen könne. So etwa der Publikumstag vom Sonntag, 22.11.2020.

Dank zoom blickten wir bei Florane Gindroz Iseli direkt ins Atelier in Yverdon voller spannender Arbeiten. Sie berichtete uns spontan, dass sie an einer Ablösung einer Seite in einem Buch arbeite. Dies tut sie mit Cortex. Auch machte sie uns auf die "Triennale internationale du papier 2020" in Charmey aufmerksam: https://www.musee-charmey.ch/expositions/triennale-internationale-du-papier-2020/


25.2.2020: Mémoires d’Ici – Saint Imier

Le 25 février, plusieurs membres SIGEGS ont participé à l’événement de formation consacré à la visite de Mémoires d’Ici, le Centre de recherche et de documentation du Jura bernois, à Saint-Imier. Ils ont été accueillis par la directrice Sylviane Messerli qui a présenté l’institution en détail.

Créé en 2000, Mémoires d’Ici a pour mission de conserver et de mettre en valeur le patrimoine historique et culturel du Jura bernois. Constitué d’archives associatives et privées présentées sous forme de livres, de documents, d’images et de sons, son fonds est destiné à un large public : personnes privées, collectivités, milieux scientifiques, journalistes. La bibliothèque recense quelque 10.000 monographies et 600 titres de périodiques et de journaux. Sa base de données documentaires permet d’accéder à 18.000 documents catalogués et indexés. Trois cent mille photos sont également archivées. Le centre occupe cinq personnes, soit l’équivalent de trois postes à plein temps, et des bénévoles.

L’acquisition des archives se fait par don et par dépôt. Actuellement, le centre reçoit deux donations par semaine en moyenne, notamment des archives d’associations et de sociétés, des organes qui ont tendance à disparaître.

Pour Sylviane Messerli, collectionner des archives privées offre divers avantages. Par leur support et leur contenu, elles aident à comprendre le passé de la région. Ainsi, ce journal personnel tenu par un horloger-paysan de Malleray ou les lettres d’un cultivateur de Sorvilier engagé dans les troupes napoléoniennes. «Ces archives permettent également d’aller chez les gens avec ce qui leur appartient», dit la directrice de Mémoires d’Ici. Elle fait allusion à l’intérêt marqué que le public manifeste lorsqu’on lui présente l’histoire de sa région et qui vient en grand nombre lors des manifestations.

Mémoires d’Ici a des défis à relever. Le centre n’est pas assez connu et doit donc faire un travail de communication, en particulier auprès des institutions académiques. D’autre part, il est aujourd’hui à l’étroit. Il envisage de s’agrandir en construisant, sur un terrain attenant, deux étages en sous-sol.

Notons encore que dans le bâtiment occupé par Mémoires d’Ici – une bâtiment construit en 1893 ayant abrité, entre autres, un café de tempérance – se trouve aussi le Centre jurassien d'archives et de recherches économiques (CEJARE). Ce centre détient un important fonds d’archives industrielles de la région.


31.10.2019: Katastrophenszenario – Was ist zu tun, wenn es rasch gehen muss?

Jürg Schwengeler vom SIGEGS Vorstand begrüsste die 28 Teilnehmenden an dieser Weiterbildungsveranstaltung im gestylten Staatsarchiv des Kantons Zürich, dem wir herzlich für die Gastfreundschaft danken.

Danach übernahm Karin von Lerber, diplomierte Textilkonservatorin FH, Mitinhaberin der Firma prevart, die Leitung der Fortbildung und führte in das Thema ein. Sie zeigte die Phasen einer Katastrophe in einer Kulturinstitution auf und ging darauf ein, dass verschiedene Institutionen verschiedene Bedürfnisse haben. Sie erklärte die Rolle der Erstinterventionskräfte Feuerwehr, Polizei und später der Zivilschutz, oder der Kulturgüterschutz. Sie betonte weiter die Wichtigkeit der Dokumentation eines Ereignisses für die Institution und die Versicherung, und zeigte verschiedene Methoden der Objektverfolgung während der Bergung auf. Frau von Lerber lieferte wertvolle Überlegungen zum Lagerplatz für geschädigte Dokumente und zu den nötigen Personal- und Materialressourcen. Daraufhin verteilten sich die Teilnehmenden in sieben Gruppen mit verschiedenen Katastrophenszenarien, die in der Praxis denkbar sind, und machten sich Gedanken zum eigenen Vorgehen im Katastrophenfall, indem sie sich in das gewählte Szenario versetzten und ihre Institution so erkundeten. Was brauche ich als erstes, wofür bleibt mir Zeit, um es zu organisieren, was kann ich nicht machen? Bei diesen Fragen hatten die Teilnehmenden immer Frau von Lerbers Bild vom Esel im Kopf, für den die Karotte nicht weiter entschwinden, sondern näher rücken sollte, das heisst, man sollte keine Aktivitäten planen, die die Rettungszeit verlängerten oder die Objekte noch mehr schädigten. Danach wurden die erstellten Flipcharts besprochen und Frau von Lerber gab, auf die Ergebnisse der Gruppenarbeiten eingehend, wegweisende Hinweise, was in einem Katastrophenplan Sinn macht. So erfuhren die Teilnehmenden, was in der ersten Phase nach einer Katastrophe eingeleitet werden muss und können diese Kenntnisse nun vertiefen und sich zukünftig mit der Planung der nächsten Schritte der Katastrophenbewältigung auseinandersetzen.


25.09.2019: Besuch Stadtmuseum Aarau

Nach einer erfolgreichen Mitgliederversammlung durften alle Anwesenden an einem spannenden Rundgang im Stadtmuseum Aarau teilnehmen. Zunächst führte Kuratorin Daniela Nowakowski durch das Schauarchiv. Das beeindruckende Ringier Bildarchiv ist im Rahmen einer Kooperation mit dem Archiv Aargau/Staatsarchiv seit 2015 ein Teil des Stadtmuseums Aarau. Es zeigt die Zeit- und Mediengeschichte seit den 1930er Jahren bis heute. Das Archiv bietet sowohl eine digitale Bilderschau als auch ein Schauarchiv mit Originalen im ursprünglichen Kontext. Alle Arten von Beständen sind zu betrachten: Negative, Abzüge auf Glasplatten, Dias, schwarzweiss und in Farbe. Erst ein kleiner Teil davon ist bisher erschlossen und restauriert. Im Schauarchiv können praktische Probleme der Arbeiten 1:1 gezeigt werden (z.B. Essigsäuresyndrom). Ziel ist, das Archiv einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nicht nur Spezialkreisen. Einmal pro Monat organisiert das Museum öffentliche Veranstaltungen zu diversen Themen, am 27. Oktober z.B. «30 Jahre Mauerfall: Pressefotografien im Ringier Bildarchiv». Die Idee eines «Schauarchivs» ist ein für die Schweiz neues Konzept.

Im zweiten Teil stellte Barbara Spalinger (M.A. Konservierung – Restaurierung) das Konservierungs- und Restaurierungsatelier vor. Sie fokussierte dabei auf das Spezialthema Funkbilder, die Geschichte und Entwicklung der Technologie seit dem 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre wurde aufgezeigt. Es folgte eine Darstellung der verschiedenen Verfahren. Die Hauptproblematik besteht darin, dass die dafür hergestellten Papiere und Beschichtungen für den kurzfristigen Gebrauch (Pressebilder) gedacht war, aber nicht für die Langzeitkonservierung.


04./05.09.2019: Schimmelpilz auf Archiv- und Bibliotheksgut

Am 4. September 2019 fand unter der kompetenten Leitung von Friederike Nithack (Masterabsolventin an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Graphik Hildesheim) in der Schweizerischen Nationalbibliothek zum zweiten Mal das Seminar «Schimmelpilze auf Archiv- und Bibliotheksgut» statt. Das Interesse an diesem wichtigen Thema war gross.

Nach einer Begrüssung durch Cindy Winzenried von der SIGEGS Geschäftsstelle, führte Friederike Nithack in die biologischen Grundlagen des Schimmelpilzes ein. Sie unterbreitete die notwendigen Definitionen und es folgten Ausführungen zu Wachstumsbedingungen sowie Auslösern von Schimmelpilz. Anschliessend zeigte die Referentin das Gefährdungspotenzial von Schimmel für Material und Mensch auf und machte Ausführungen zum Arbeitsschutz.

Im Praxisteil zur Erkennung von Schimmel hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr zum Umgang damit zu erfahren. Konkret wurde etwa aufgezeigt, wie korrektes Desinfizieren und Einkleiden funktioniert. Das Engagement der Teilnehmenden in der Praxisrunde zeigte, dass Schimmelpilz ein Thema ist, das bewegt. Anhand von vielen Fotografien konnten die Kursteilnehmer darüber diskutieren, ob ein Objekt bereits von Schimmel befallen ist und in welcher Stufe.

Die Stimmung an der Veranstaltung war sehr gut und es blieb auch Zeit zum Schmunzeln: So fragte ein Herr in die Runde, ob er denn bei einer verschimmelten Marmelade weiterhin einfach den Schimmel abschaben und den Rest genüsslich verzehren könne – die Kursleiterin riet davon ab.

Im abschliessenden Theorieteil ging Frau Nithack auf die Behandlung von Schimmel und die Schimmelprävention ein.

Nach dem 1. Teil am Vortag fand am 5. September 2019 der 2. Teil des Seminars «Schimmelpilze auf Archiv- und Bibliotheksgut» unter der Leitung von Friederike Nithack statt. Die SIGEGS durfte in der Schweizerischen Nationalbibliothek sogar noch einige Teilnehmer mehr begrüssen als am Tag zuvor.

Im ersten Theorieteil referierte Frau Nithack über die wichtigsten Methoden, um Schimmel zu messen. Es wurde deutlich, dass je nach Fragestellung eine andere Methode geeignet ist. Die am weitesten verbreitete ATP/AMP-Messung eignet sich gut vor und nach einer Schimmelbehandlung. Sie ist relativ einfach anzuwenden, misst aber nicht Schimmel, sondern Zellenaktivität, welche nicht nur durch Schimmel verursacht wird. Ist man sich allerdings nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Schimmel handelt, braucht es ein Mikroskop zur Identifikation (z.B. Klebefilmpräparat).

Als die Teilnehmenden dann die Messmethoden praktisch anwendeten, zeigte sich, wie wichtig der Austausch unter den Experten ist – denn die Schwierigkeit bei den Tests liegt vor allem darin, die Ergebnisse zu interpretieren. Offizielle Schwellenwerte existieren nicht, nur Erfahrungswerte, jeder Fall muss einzeln beurteilt werden.

Danach wurde aufgezeigt, wie zentral das Klima für den Schimmel ist. Frau Nithack illustrierte die Wechselwirkungen von Temperatur und Feuchtigkeit und erklärte, wie durch intelligente Klimakontrolle (Stichwort Datenlogger) und Klimasteuerung der Entwicklung von Schimmel vorgebeugt werden kann. Ebenso wichtig für die Prävention ist eine gute Reinigung. 


23.05.2019: Besuch Glarner Wirtschaftsarchiv

Im Rahmen der Reihe Konservierungssituation Schweiz organisierte SIGEGS am 23.05.2019 einen Besuch im Glarner Wirtschaftsarchiv. Die Teilnehmenden wurden vor dem Gebäude auf dem so genannten Mühleareal – einer quasi Halbinsel – im Industriegebiet von Frau Dr. Sibyll Kindlimann in Empfang genommen. Frau Dr. Sibyll Kindlimann, die Leiterin des Wirtschaftsarchivs, deren Mutter aus der Dynastie der Firma Blumer, einer Druckfirma, entstammte, führte uns mit viel Enthusiasmus durch die Stationen des Glarner Wirtschaftsarchivs. Den Start machten wir bei den Holzmodellen. Diese zeigen allerlei Muster für den Druck von Stoffen. Diese Holzmodelle waren in der Produktion von Stofftüchern zentral. Anschliessend ging es in das Papierarchiv. Die Firma Blumer war eine der wenigen Firmen, die auch das Papier (v.a. der Schriftenverkehr und die Musterbücher) erhalten hat. Im Papierarchiv werden über 10'000 Briefe aus dem 19. Jahrhundert gelagert. Dank Abschriften der von der Firma Blumer verschickten Briefe ist der Schriftenverkehr gut nachvollziehbar. Die Briefe geben etwa Auskunft über Bestellungen, Rechnungen, Reklamationen, aber befassen sich häufig auch mit Innovationen, wie neuen Farben, Mustern etc. und sind daher wichtige Zeitzeugen. Die Korrespondenz umfasst Briefe mit Agenten aus aller Welt, so z.B. aus Bukarest, Madrid, Konstantinopel oder Amsterdam.

Anschliessend besuchten wir die Ausstellung «Glarnerland global». Hier wurde erläutert, wie sich die Glarner Wirtschaftsgeschichte vom Vieh-/ Getreidehandel über den Solddienst bis zum Textilwesen entwickelte. Auch zeigte Frau Kindlimann auf, wie durch zahlreiche Glarner Innovationen (z.B. den Batikdruck) die Wirtschaft angekurbelt wurde und damit auch neue Berufe wie der Zeichner oder Stecher entstanden. 1869 gab es im Glarnerland 22 Textildruckereien und zusätzlich 25 Spinnereien und Webereien. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebte von der Textilindustrie. Die Firma Blumer hatte in dieser Zeit an über 50 Standorten auf der Welt eine Niederlassung oder arbeitete mit Agenten zusammen. Die angehängten PDFs geben hierzu weitere detaillierte Informationen.

Im dritten Teil der Führung zeigte uns Frau Kindlimann wie vielfältig heute die Industrie noch im Glarnerland ist. So ist etwas die Firma Resilux als führendes Unternehmen in der PET- Verpackungsbranche dort angesiedelt, die Firma Glaroform, die Hochleistungsspritzgiessformen herstellt, die Mitloedi Textildruck AG als einige der wenigen, immer noch bestehenden Textilfirmen oder aber die Kunststoff Schwanden AG, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Sicherlich allen bekannt ist die Confiserie Läderach, die ihren Ursprung im Glarnerland hat.

Merken Sie sich bitte den Mittwochnachmittag, 25.09.2019 für unsere Mitgliederversammlung im Stadtmuseum Aarau bereits heute vor.


24.01.2019: Gipfeltreffen der Nationalbibliotheksdirektorinnen

Am 24. Januar 2019 hat die SIGEGS erstmals zum «Neujahrsanlass» geladen, der dann effektiv zu einem äusserst erfolgreichen Grossanlass wurde. Der Einladung zum «Gipfeltreffen der Nationalbibliotheksdirektorinnen» sind rund 100 Personen gefolgt. Frau Cécile Vilas, Präsidentin SIGEGS, bewies sich einmal mehr als wortgewandte Moderatorin und führte gekonnt durch den Abend.

Zu Beginn erfuhr man, dass die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Frau Dr. Rachinger, den Zugang zu Büchern über eine Pfarrbibliothek in ihrem Heimatort fand. Die österreichische Nationalbibliothek stellte sich denn auch in dieser Runde durch ihre Organisationsform als einzigartig heraus, da sie in Bezug auf die Finanzierung beim Bund ausgegliedert ist. Sie verfügt zwar über einen Staatsbeitrag, ist aber frei, eigenes Geld zu erwirtschaften. Aus der Privatwirtschaft kommend, gelingt es Frau Rachinger ausgezeichnet, privatwirtschaftliche Ansätze in die Bibliothekswelt zu übertragen: So vergibt die österreichische Nationalbibliothek etwa Patenschaften für Bücher – u.a. auch für die Originalpartitur des Mozart Requiems –, verfügt über einen Verein der Freunde der Nationalbibliothek, eine Mitgliedschaft für Firmen im Prunksaalclub oder ein Sesselsponsoring im Lesesaal. Dies alles sei der Verdienst von intensivem Networking, was auch sehr zeitaufwändig sei, so Frau Rachinger. Besonders am Herzen liegen Frau Rachinger die Erhaltung des kulturellen Erbes für spätere Generationen sowie die Vermittlung – quasi die Sicherung zukünftiger Zielgruppen.

Frau Niggemann ist von Haus aus Biologin und über verschiedene Umwege in die Bibliothekswelt gekommen. Seit 10 Jahren ist sie als Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek mit Standorten in Leipzig und Frankfurt am Main erfolgreich tätig. Privat liest sie mit Vorliebe Romane – Sachbücher eher seltener – und zu ihren Favoriten gehören Günther Grass und Doris Lessing. Auch erfährt man, dass sie ein Fan von Kinderbüchern ist. Mit einem langjährigen Anteil von über 70% Frauen ist die Deutsche Nationalbibliothek in Sachen Frauenförderung ein Vorzeigebeispiel. Eine Besonderheit der Deutschen Nationalbibliothek ist auch, dass diese als Private-Public-Partnership von den Verlegern gegründet wurde. Zudem erfährt man von Frau Niggemann, dass in Deutschland im gesetzlichen Auftrag stehe, dass das Original so lange als möglich zu erhalten sei. Man digitalisiert aber natürlich präventiv. Als grösste Herausforderungen beim Digitalisieren sieht sie das rechtzeitige Erkennen der Hinweise auf Zerfall bei Tonträgern (v.a. bei Kassetten und CDs) sowie die periodisch anfallenden Migrationen durchzuführen. Last but not least ist die Deutsche Nationalbibliothek, als eine der weltweit grössten Bibliotheken, einzigartig in Sachen Neuzugängen: Bis zu 4000 sind es pro Tag! Dies zeigt auch, dass es um eine quasi «industrielle» Bewältigung der Erschliessung und Erhaltung geht.

Frau Doffey studierte Archäologie und gelangte über verschiedene Stationen bei Kantons- und Universitätsbibliotheken 1991 zur Schweizerischen Nationalbibliothek, wo sie seit 2005 als Direktorin amtet. Ein Buch, welches sie besonders geprägt hat, ist «Le Deuxième Sexe» von Simone de Beauvoir. Die Besonderheit der Schweizerischen Nationalbibliothek sei der Auftrag, alle helvetischen Publikationen zu sammeln und Folge dessen habe man eine vollständige Sammlung. Einzigartig sei auch, dass in der Schweiz die Heimausleihe möglich sei. Typisch schweizerisch ist es nicht etwa so, dass die Schweizerische Nationalbibliothek eine Leadership Rolle habe, nein, die Kultur und damit auch das Bibliothekswesen sei Sache der Kantone. Analog zu Deutschland ist die Erhaltung auch im Schweizer Gesetz verankert. Aus diesem Grund investiert man in der Schweizerischen Nationalbiblio-thek viel in dieses Thema. In Sachen Papier äussert sich dies in Massenentsäuerungsprozessen, aber gleichermassen wichtig sei auch die frühzeitige Erkennung von Zerfällen bei Musik und Film-Dokumenten. Frau Doffey sieht die Digitalisierung folglich auch als eine Form der ergänzenden Erhaltungsstrategie.

Das diskutierte Themenspektrum war äusserst breit: Von den «Strategien und Visionen» der nächsten Jahre über die Organisation der Erhaltung / Konservierung bis hin zu den unterschiedlichen Vermittlungsaktivitäten. Hier zeigte sich, dass die drei Nationalbibliotheken in ihren Grundaufträgen zwar sehr ähnlich sind, doch ist jede der drei Bibliotheken ein «historisch gewachsener Betrieb» mit ihnen zugeteilten Institutionen (z.B. Literaturarchiv, Haus der Geschichte, Deutsches Musikarchiv).

Zum Schluss fragte Frau Vilas die Direktorinnen nach ihrem Wunsch für die Bibliothekswelt: Frau Rachinger äussert einen zweifachen Wunsch: Sie möchte die virtuelle Bibliothek stärken, aber auch physisch muss es weitergehen. Sie ist sogar der festen Überzeugung, dass es die offline Bibliothek noch lange geben wird, denn diese befriedige eine Sehnsucht der Menschen, in Ruhe zu arbeiten und «real» auf andere Menschen zu treffen.

Frau Niggemann hält fest, dass Bibliotheken immer erst im Fokus stünden, wenn etwas passiere (z.B. Wasserschaden, Brand). Sie wünscht sich zukünftig mehr Wertschätzung für die Arbeit in den Bibliotheken und eine Verschonung von schlimmeren digitalen Katastrophen. Frau Doffey möchte inskünftig die Forschungskapazität stärken und sieht im Umbauprojekt der Schweizerischen Nationalbibliothek eine «Chance, neu zu denken».


23.10.2018: Besuch der Cinémathèque suisse – Einblicke in die Abteilungen und Sammlungen des Departments Non-film

Nach einer kurzen Vorstellung der vier Abteilungsleiter/innen des Departments Non-film – Bibliothèque/médiathèque, Archives papier, Iconographie et appareils cinématographiques und Conservation-restauration – und einer kleinen Einführung zur Geschichte der Institution, folgte die Besichtigung und die Vorstellung unterschiedlicher Herausforderungen des Archivalltags: die Digitalisierung, die Inventarisierung dokumentarischer Dossiers oder die Konservierung gemischter Beständen, welche unterschiedliche Objekte und Materialien beinhalten können und oftmals alle Abteilungen und Departments miteinbeziehen. Auch die Problematiken bei der Erfassung und Umlagerung der sehr umfangreichen Plakatsammlung sowie die Aufgaben des Restaurierungsateliers wurden anschaulich erläutert.

Bei der anschliessenden Führung durch die neuen unterirdischen Depoträume, konnten die Besucher weitere Eindrücke und Informationen zu den Sammlungen Non-film (Plakaten, Fotografien, Bilder und Dokumenten) erhalten. 

Wir bedanken uns für das rege Interesse, die Diskussionen und den Austausch und freuen uns auf ein Wiedersehen.


22. August 2018

Am 22.8.2018 fand die SIGEGS Mitgliederversammlung in der Basler Papiermühle statt. Nach dem statutarischen Teil (zu welchem die Mitglieder noch dokumentiert werden) wurde eine Führung im Papiermuseum organisiert. Im Gebäude der mittelalterlichen Papiermühle führt das Museum über vier Stockwerke durch die Geschichte des Papiers, der Schrift und des Schreibens, weiter über das Buchstabengiessen, den eigentlichen Buchdruck bis hin zum fertigen Buch. Während der stündigen Führung musste Herr Kluge (Verantwortlicher für Wissenschaft&Vermittlung) demnach gezielte Schwerpunkte setzen.  

Die erste Station war der Lumpenkeller: Hier beschrieb Herr Kluge basierend auf historischen Quellen, wie die bis Anfang des 19. Jhs. zur Herstellung von Papier benötigten Lumpen aus Leinen, Hanf oder Baumwolle beschafft und verarbeitet wurden. Pro Jahr und Basler Einwohner mussten 1.5 kg Lumpen in Form von ausgedienter Wäsche durch Lumpensammler besorgt werden. Die Lumpen wurden sortiert, gereinigt und in kleine Fetzen zerschnitten. Bevor man die Fetzen im Stampfwerk weiterverarbeitete, mussten sie im Lumpenkeller faulen. Das Faulen während 8-9 Tagen geschah in Holzfässern – ein besonders eindrücklich geschildeter und dokumentierten Vorgang.

Anschliessend durften die Besucher einem Schriftgiesser live zuschauen. In der Basler Papiermühle wurden die gegossenen Lettern von Gutenberg nachgebildet. Die grösste Herausforderung beim anschliessenden Setzen war, die Buchstaben nahe beieinander zu platzieren. 

Schliesslich reichte es noch für einen kurzen Einblick in die eindrückliche Geschichte des Basler Buchdrucks mit Exponaten aus der Basler Universitätsbibliothek. Gezeigt wurden «Meisterwerke der Botanik aus Basler Pressen». Besonders interessant war das früheste Herbar-Beleg einer Kartoffel! 

Erstaunlich war auch die Information, dass Bücher früher in Fässern von Basel nach Frankfurt transportiert wurden. Unvergesslich war für die Anwesenden das Papier schöpfen, hands-on! 

Als Dankeschön für ihre Treue wurden die Mitglieder abschliessend zum gemütlichen Apéro riche auf der Sommerterrasse eingeladen.


20. März 2018

Gut geplant ist halb gelagert – Praxiswissen zur Beschaffung von Lagersystemen: Unter diesem Titel fand die Fortbildungsveranstaltung der SIGEGS am 20. März 2018 in der Universitätsbibliothek Bern statt.

Den Auftakt machte Frau Dr. Petra Zimmer vom Franziskanerkloster Fribourg. Sie war als Leiterin von Archiv und Bibliothek für das Konzept und die Planung des Umzuges und die damit verbundene Beschaffung von Lagersystemen zuständig. In ihrer illustrativen Präsentation zeigte sie gekonnt und praxisnah auf, wie sie beim Erfassen der Bestände, bei der Informationsbeschaffung und der Auswahl der Lagersysteme vorgegangen ist. Auch die Ausführungen zu Inneneinrichtung und Finanzierung kamen nicht zu kurz. Zum Schluss zog sie Bilanz über ihr Projekt und legte dar, was sie beim nächsten Mal optimieren könnte.

In der anschliessenden Diskussionsrunde – unter der zweisprachigen Leitung von André Page, responsable section Conservation der Nationalbibliothek Bern – diskutierten neben Frau Zimmer, Frau Ulrike Bürger von der Universitätsbibliothek und Frau Anne Cherbuin von der Bibliothèque publique et universitaire de Neuchâtel über ihre Projekte der Beschaffung von Lagersystemen und deren verschiedenartige Auslöser.

Neben der Erstellung eines Anforderungskataloges, waren die Recherchen in Form von Besuchen bei anderen Institutionen über den Entscheidungsprozess bis hin zu den sogenannten Accessoires (wie z.B. Buchstützen, Leitern) Inhalt der Diskussion. Zum Abschluss betonten die Praxisvertreter, dass insbesondere der Abnahme des Projektes auch die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden soll und allfällige Mängel unbedingt eingefordert werden sollten.

Den Nachmittag liess man bei Kaffee und Kuchen ausklingen.


24. Januar 2018

Am Mittwoch, 24. Januar 2018 fand die erste SIGEGS Fortbildungsveranstaltung dieses Jahres zum Thema: «digital vs. original – Wohin des Weges?» im Franziskanerkloster in Fribourg statt. Rund 40 Personen sind der Einladung nach Fribourg gefolgt. Begrüsst wurden die Gäste von unserem Vorstandsmitglied Frau Gabriela Grossenbacher. Den inhaltlichen Start machte Professor Christoph Flüeler mit seinem Inputreferat rund um Betrieb und Nutzen der digitalen Bibliothek. Dabei legte er klar dar, dass die Finanzierung der digitalen Bibliothek eine Frage ist, die uns in den nächsten Jahren noch beschäftigen wird.

In der anschliessenden Diskussionsrunde nahm nebst Professor Flüeler Herr Dr. Florian Mittenhuber von der Burgerbibliothek Bern teil. Einleitend erklärte Herr Mittenhuber wie der Prozess der Digitalisierung in seiner Institution gehandhabt wird und betonte nachdrücklich, dass Digitalisierung nur sinnvoll ist, wenn auch die wissenschaftlichen Beschreibungen mit der nötigen Sorgfalt erfolgen (z.B. mit Informationen zur Beschaffenheit des Papiers, zum Schriftspiegel oder zu den Randnotizen). Herr Flüeler zeigte auf, dass durch Digitalisierung Spitzenwerke bis zu 3'000 mal pro Jahr konsultiert werden und legte dar, dass die Forscher «dank» Digitalisierung einfacher forschen können resp. remote Forschung betreiben können (weniger Tage vor Ort). Skeptische Stimmen waren nur vereinzelt zu hören und insgesamt entstand der Eindruck, dass es unbedingt in Richtung digital UND original gehen soll.

Offen bleiben die Schnittstellenproblematik zwischen den verschiedenen E-Systemen sowie die beschränkten Ressourcen auf Seiten der Institutionen (Trade-off zwischen Digitalisierung und Konservierung).

Frau Dr. Zimmer, die Verantwortliche für Bibliothek und Archiv, zeigte im Anschluss «ihre Bibliothek» und Frau Beate Degen führte unsere Gäste durch das Restaurationsatelier. Bei Kaffee und Apfel-Klosterkuchen wurde anschliessend über Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung diskutiert.