Tea Time: Zu Besuch in Stein am Rhein mit Roman Sigg

Die erste SIGEGS Veranstaltung im 2025 fand online zu Besuch in Stein am Rhein statt. Der Stadtarchivar und langjährige Chef Kulturgüterschutz der Zivilschutzorganisation Schaffhausen, Roman Sigg, teilte sein Wissen mit den Teilnehmenden im Hinblick auf die Erhaltung von Kulturgütern.


Im Museum St. Georgen, dem ehemaligen Kloster, bekamen wir Teile vom Festsaal von Abt David zu Gesicht. Roman Sigg berichtete, dass im 2. Weltkrieg die Frage nach dem Schutz vor Kriegseinflüssen eines derartigen Saals und der darin enthaltenen bedeutenden Malereien aufkam. Splitterschutzwände und Sandsäcke standen zur Diskussion, welche aber die Traglast der Böden überstrapaziert hätten. Weiter wurde überlegt, ob man alle Bilder mit der Strappo-Methode erhalten sollte. Aber auch diese Idee wurde verworfen. Diese Fragen und Überlegungen zeigen die Problematik im Kulturgüterschutz und der Erhaltung von Kunstwerken: Wie kann man präventiv etwas machen gegen Kriegseinwirkungen? Im Laufe der Ausführungen von Herrn Sigg zeigte sich, dass es nicht die eine Lösung gibt – schon gar nicht in der föderalistischen Schweiz. Eine Möglichkeit ist die Wiederherstellungsdokumentation anhand von detaillierten Beschreibungen, Fotos und Zeichnungen, um bei einem Totalverlust darauf zurückgreifen zu können. Nach diesem Verfahren wurde der Torturm von Stein am Rhein nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wiederhergestellt. Während des 2. Weltkrieges wurden Kunstwerke der Rathaussammlung präventiv evakuiert und in einem Bankschliessfach sicher aufbewahrt.


An einem Portal mit Schnitzereien zeigte Herr Sigg ein anderes Problem auf. Es besteht ein Interessenskonflikt zwischen dem Schutzziel und der Zugänglichkeit. So wurde die Schnitzerei mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt, um sie vor Abnützung und Beschädigung zu schützen. Dabei mussten aber Löcher zur Befestigung in die Schnitzerei gemacht werden. Es ist also immer ein Abwägen, inwiefern man Kulturgut zugänglich für die Bevölkerung machen will oder soll und inwiefern man es schützen oder «abschotten» will für die Erhaltung.


In der Diskussionsrunde beschäftigten vor allem Fragen um einen Notfallverbund, eine Notfallplanung oder wie die Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen ausschaut. Es zeigte sich, dass in vielen Regionen, Kantonen und auch national noch Handlungsbedarf besteht. Bis Gesetze Verantwortlichkeiten und die Finanzierung regeln, bleiben die Bemühungen bei allen Personen, denen Kulturgüter am Herzen liegen und deren Schutz aktiv mitgestalten, wenn auch über das bezahlte Arbeitspensum hinaus. Roman Sigg ermutigte diesbezüglich die Teilnehmenden, ihre Funktionen wahrzunehmen und nach aussen zu tragen und somit auch die Öffentlichkeit und Verwaltungen zu sensibilisieren, damit Notfallpläne in Zukunft bereitstehen und wichtiges Kulturgut im Katastrophenfall geschützt werden kann.

 
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