Übergabe Weihnachtsspende 2024

Ein Preis für Isabelle Kaiser

Isabelle Kaiser (1866-1925), zählte zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben Carl Spitteler, dem ersten Schweizer Nobelpreisträger, Ernst Zahn und Johanna Spyri zu den international renommiertesten Schweizer Autorinnen und Autoren ihrer Zeit und so wird auch ihr Nachlass in der Nationalbibliothek in Bern aufbewahrt. Doch leider nicht der ganze. Noch immer liegt ein umfangreicher und bedeutender Teil in ihrem ehemaligen Wohn- und Arbeitszimmer in der Ermitage in Beckenried. Es sind dies Tagebücher, Urkunden von Akademien und literarischen Gesellschaften, die Isabelle Kaisers Werke mit Preisen ausgezeichnet haben, Manuskripte und Fotoalben. Nicht vergessen werden darf auch die umfangreiche Bibliothek mit allen Ausgaben ihrer Werke und derjenigen, die ihr befreundete Schriftsteller versehen mit persönlichen Widmungen geschenkt haben. Es sind samt und sonders einzigartige Dokumente von grossem dokumentarischem Wert, die Einblick geben ins Leben und die Persönlichkeit, der so lange Zeit vergessenen und unterschätzten Schriftstellerin. Erst seit einem knappen Jahrzehnt wird sie wieder entdeckt und im Herbst 2023 gab Jana Avanzini einen Sammelband mit ausgewählten Texten von Isabelle Kaiser heraus.

 

Durch diese Publikation wurde auch Cécile Vilas auf Isabelle Kaiser aufmerksam. Sie ist die Direktorin von «Memoriav», der Kompetenzstelle zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz, und Präsidentin der «Schweizerischen Interessengemeinschaft zur Erhaltung von Grafik und Schriftgut» (SIGEGS). Bei einem Besuch in der «Ermitage» bezeichnete sie den dort verbliebenen Teil von Kaisers Nachlass als «Juwel». Doch Cécile Vilas warnt: «Dieses Juwel ist akut gefährdet, sofern es nicht konservatorisch korrekt aufbewahrt wird.» Um die vollständige Rettung von Isabelle Kaisers Nachlass in die Wege zu leiten, hat sie dem Vorstand der SIGEGS den Antrag unterbreitet, die Weihnachtsgabe 2024 von 1000 Franken als Startbeitrag für dieses Unterfangen zu sprechen. So wird Isabelle Kaiser, die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin, zu ihrem 100. Todestag nochmals ausgezeichnet und ihr posthum ein weiterer Preis verliehen. SIGEGS verbindet damit auch den Wunsch, dass so schnell wie möglich die Sicherung dieses einmaligen Kulturguts an die Hand genommen wird und steht bereits in Kontakt mit Vertretern der Eigentümerschaft.

 

Da für die Konservierung des Nachlasses weitere Mittel nötig sein werden, hat SIGEGS im Weihnachtsbrief an ihre Mitglieder auch zu Spenden aufgerufen. Der Historische Verein Nidwalden hat sich bereit erklärt, nicht nur die Weihnachtsgabe, sondern alle Spenden so lange treuhänderisch zu verwalten, bis die Arbeiten für dieses Projekt in Gang kommen. Weitere Spenden können ab sofort auf das Konto des Historischen Vereins Nidwalden mit dem Vermerk «Isabelle Kaiser» überweisen werden. (Historischer Verein Nidwalden, 6370 Stans CH52 0077 9014 0154 4740 3)

Cécile Vilas, Präsidentin SIGEGS, übergibt die Weihnachtsgabe 2024 an Brigitt Flüeler, Präsidentin des Historischen Vereins Nidwalden.

Foto: Maja Schelldorf

Die Spende von SIGEGS schafft eine gute Grundlage, um dem kulturellen Erbe der bedeutenden Schriftstellerin Isabelle Kaiser auch über das Jubiläumsjahr 2025 hinaus Achtung zu verschaffen.

 

Isabelle Kaiser

Geboren wurde Isabelle Kaiser im «Rosa Haus» an der Dorfstrasse 7 in Beckenried, dem Heimatdorf ihrer Mutter. Als sie zwei Jahre alt war, wanderten die Eltern mit ihren Kindern nach Genf aus und als sie nach zehn Jahren in die Deutschschweiz, nach Zug, in die Heimatstadt des Vaters, zurückkehrten, sprachen Isabelle und ihre Geschwister nur noch Französisch. Deutsch lernte Isabelle erst mit 25 Jahren.

 

In der Romandie galt die junge Frau, die bereits als 16-jährige erste Erfolge verbuchen konnte, als literarisches Wunder und man bedauerte, dass sie so weit weg, in der Deutschschweiz, fern der französischen Kultur lebte und arbeitete. Die Deutschschweizer waren weniger begeistert von Isabelles Zweisprachigkeit. Hier hiess es, sie müsse Farbe bekennen, sich entscheiden. Es sei unmöglich in zwei Sprachwelten zu leben. Isabelle tat es weiterhin und hatte Erfolg. Grossen Erfolg. Ihre Bücher wurden in wurden in hohen Auflagen von renommierten Verlagen gedruckt. Sie gewann viele Wettbewerbe und konnte Auszeichnungen, aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz entgegennehmen. Die wichtigsten waren die zwei Preise der Académie française (1910 und 1917) und der Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (1911).

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